Alle Storys
Folgen
Keine Story von Westdeutsche Allgemeine Zeitung mehr verpassen.

Westdeutsche Allgemeine Zeitung

WAZ: Der Fall Hoeneß fängt jetzt erst an. Kommentar von Ulrich Reitz

Essen (ots)

Noch ist der Fall Hoeneß ein Eisberg. Noch ist das allermeiste unter Wasser. Noch ist nicht absehbar, ob noch ein großer Dampfer, der nicht Hoeneß heißt, daran zerschellt. Um den Eisberg herum steigt einstweilen Nebel auf: Etwa der Versuch, Hoeneß entlastend und krankheitserfinderisch für börsensüchtig, also unzurechnungsfähig, also strafunfähig, zu erklären. Angesichts der tragenden Funktion, die Hoeneß für seinen Fußballverein spielt(e), ein Anliegen nicht frei von Komik. Weiter der Versuch der Ruhmesprofiteure aus allen Lagern, in Windeseile den nun nicht mehr ruhmreichen Hoeneß quasi eigentlich sozusagen nie auch nur getroffen zu haben und wenn doch, so ganz bestimmt ausschließlich rein zufällig. Sie wollten mit ihm im Aufzug nach oben fahren, auf seiner Fahrt nach unten wollen sie ihn nicht mehr begleiten. Edel ist das nicht, dafür aber auch nicht neu. Fest steht, dass Hoeneß wider Willen zum Wahlhelfer der Opposition wird. Das Steuerabkommen mit der Schweiz erscheint im Nachhinein als Versuch von Union und FDP, wohlhabende Steuerhinterzieher zu schonen, selbst wenn dies anders gedacht war. Auch der von Schwarz-Gelb zunehmend leidenschaftsloser verteidigte Grundsatz der Straffreiheit bei Selbstanzeigen von Steuerhinterziehern gerät in ein schiefes Licht. Bisher zieht der Gerechtigkeits-Wahlkampf von SPD und Grünen nicht, mit dem Fall Uli Hoeneß werden die Karten jetzt neu gemischt. Und Hoeneß selbst? Die kalt-kapitalistische Erfolgs-Firma FC Bayern München wird sich nun fragen, ob ihr Hoeneß tatsächlich noch mehr nutzt als schadet. Sie kann gar nicht anders. Dafür werden schon die Vertreter jener Dax-Unternehmen sorgen, die bei dem Fußballverein im Aufsichtsrat sitzen. Hoeneß wird seine Funktionen dort bestenfalls ruhen lassen dürfen. Moralisch ist der Fall Hoeneß irritierend mehrdeutig. Eine solche Mischung aus sozialer und gieriger Haltung zugleich ist einmalig und verstörend.

Pressekontakt:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de

Original-Content von: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Weitere Storys: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
  • 28.04.2013 – 19:07

    WAZ: Diese Schuld verjährt nicht. Kommentar von Christopher Onkelbach

    Essen (ots) - Über seine Vergangenheit hat er nie viele Worte verloren. Ob und in welcher Form Horst Tappert im Krieg an Gräueltaten beteiligt gewesen war, ist unklar. Fest steht: Als 19-Jähriger gehörte er der verbrecherischsten aller Kampftruppen an. Als Mitglied der Waffen-SS diente er ab 1943 im Panzergrenadierregiment "Totenkopf" und war offenbar an der ...

  • 26.04.2013 – 19:13

    WAZ: Opel braucht Geschlossenheit. Kommentar von Thomas Wels

    Essen (ots) - Manchmal hat Kurzarbeit auch etwas Gutes. Zeit und ein wenig Ruhe - das ist jetzt dringend nötig für alle im Bochumer Opel-Werk, die erst am 2. Mai wieder an die Bänder zurückkehren. Erst recht nach der weiteren Schreckensbotschaft aus Rüsselsheim mit dem Aus auch für das Zentrallager mit 420 Mitarbeitern. Der Betriebsrat steht unter einem enormen Druck, jetzt, da das ganze Ausmaß der Entscheidung des ...

  • 26.04.2013 – 19:11

    WAZ: Geschichte ist, was wir daraus machen. Kommentar von Achim Beer

    Essen (ots) - Ein kluger Mann hat gesagt: Geschichte ist die geistige Form, in der eine Kultur Rechenschaft über ihre Vergangenheit ablegt. Das klingt kompliziert, aber es begründet in einem Satz, warum die Schüler im Kaiserreich die Schlacht von Sedan nacherzählen können mussten - und die von heute nicht mehr. Geschichte ist nicht starr, jede Generation schreibt ...