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WAZ: Kulturbruch - Kommentar von Stefan Schulte

Essen (ots)

Die halbe Welt hat Deutschland für seine Gewerkschaftskultur bemitleidet, als es in der großen Liberalisierungswelle nach der Jahrtausendwende hinterherhinkte. Und die halbe Welt hat Deutschland beneidet, als es stärker aus der Krise 2008/2009 kam als jedes andere Industrieland. Die Tarifpartnerschaft hat sich als Anker in bewegten Zeiten erwiesen. Doch zur guten Tradition gehörte in Deutschland immer auch die Tarifeinheit. Ein Betrieb, ein Tarifvertrag - das stand nie im Gesetz, war aber mit wenigen Ausnahmen gelebte Rechtspraxis der Nachkriegszeit. Bis die Gerichte sie 2010 kippten. Nun staunt das Land über Splittergewerkschaften, die ohne Rücksicht auf Verluste und Kollegen anderer Betriebsbereiche ihre Interessen durchboxen. Ein Prozent der Fraport-Belegschaft nimmt die restlichen 99 Prozent in Mithaftung. Ja, das ist egoistisch und unsolidarisch. Aber es ist legitim. Ändern kann das nur die Regierung, indem sie die Gesetze ändert. Das ist kompliziert, aber möglich und nötig. Denn Splittergewerkschaften denken auch in Krisenzeiten nicht an das große Ganze, sondern an sich. Nimmt das Überhand, wird niemand mehr Deutschland für seine Tarifkultur beneiden.

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