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WAZ: Euro in Gefahr - Die Lehren aus dem Griechenland-Desaster. Leitartikel von Thomas Wels

Essen (ots)

Die Kanzlerin hat ein feines Gespür für  politische
Minenfelder. Deutsches Steuergeld für Griechenland, das weiß Angela 
Merkel nur zu gut, ist innenpolitisch nicht vermittelbar.
Wenn Kommunen Straßen- wegen der Haushaltslöcher nicht mehr 
stopfen, die Wassertemperatur im Hallenbad aus Energiespargründen 
sinkt, wenn es an Betreuungsplätzen für Kinder fehlt und die 
Bundespolitik über Rente mit 70 und die Bezahlbarkeit des 
Sozialsystems debattiert, sind Milliarden-Hilfen für die 
Pleite-Hellenen nicht zu rechtfertigen. Zumal Griechenland nichts 
getan hat, um Solidaritätsgefühle aufkommen zu lassen.
Im Gegenteil. Der Staat steht vor dem Kollaps, weil sich die 
Griechen ein Renteneintrittsalter von derzeit 61 Jahren leisten und  
die Rentenhöhe am Schnitt der letzten fünf Berufsjahre ausrichten. 
Somit arbeiten die Griechen einige Jahre weniger als die Deutschen 
und erhalten prozentual etwa das Doppelte eines hiesigen Rentners. 
Internationale Organisationen haben immer wieder Reformen angemahnt, 
die ausblieben. Und schätzungsweise jeder vierte Euro verschwindet in
der Schattenwirtschaft - an Steuern und Sozialbeiträgen vorbei.
Die drohende Griechenland-Pleite stürzt die europäische Währung in
die größte Krise ihres Bestehens - und die Politik in ein Dilemma: 
Wer Griechenland mit Staatsgeld hilft, bricht den Maastricht-Vertrag,
belohnt den Schlendrian und ruft indirekt andere Euro-Länder dazu 
auf, es den Griechen gleich zu tun - Brüssel sei Dank. Wer nicht 
hilft, riskiert die Pleite Griechenlands; eine Welle des Misstrauens 
könnte auf Spanien und Portugal überschwappen und die Stabilität des 
Euro unterspülen.
Wo der Europäer Helmut Kohl einst aus  Verantwortung vor der 
Geschichte das Scheckbuch zückte, muss Merkel aus Verantwortung für 
die Zukunft des Euro hart bleiben. Sie muss höllisch aufpassen, dass 
nicht staatsgläubig agierende Regierungen wie in Frankreich die Krise
als Hintertür für eine gemeinsame Wirtschafts- oder Finanzregierung 
nutzen. Europa ist noch nicht eins, politisch nicht, mental schon gar
nicht. Eine solche Superregierung in Brüssel, die Steuermittel hier 
und da umverteilt, würde der EU die  Akzeptanz rauben und ökonomisch 
ins Aus führen. Es hilft nichts: Die EU muss Griechenland zu harten 
Sanierungsmaßnahmen zwingen. Sind die Maßnahmen zu hart, muss 
Griechenland zeitweise raus aus dem Euro. Und auf Sicht braucht die 
Gemeinschaft eine Finanzfeuerwehr, ein Gremium, das im Einzelfall 
aufpasst, dass nichts mehr anbrennt.

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de

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