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WAZ: Regierung Merkel und Afghanistan - Feigheit vor der Volk - Leitartikel von Dirk Hautkapp

Essen (ots)

Wenn Feigheit vor dem Feind schlimm genug ist, was
ist dann Feigheit vor dem eigenen Volk? Drei Monate nach einem 
militärisch ebenso geglückten (weniger Taliban-Führer, die deutsche 
Soldaten und afghanische Bauern in die Luft sprengen) wie 
fürchterlich missratenen Luftangriff (viele zivile Opfer, beschämend 
unaufrichtiges Informations-Management) kracht das von Beginn an auf 
Lügen und Halbwahrheiten gebaute 
Wir-verteidigen-Afghanistan-und-unsere-Freiheit-am Hindukusch-Haus 
der Bundesregierung in sich zusammen. Und was macht die Inhaberin der
Richtlinienkompetenz: Sie mauert.
Was die Bundesregierung gestern zu den wenigen Gewissheiten und 
vielen Ungereimtheiten rund um die Bombennacht von Kundus bot, 
gleicht einer einzigen Aussageverweigerung. Die Kanzlerin führt ihre 
Zusage nach "lückenloser Aufklärung" ad absurdum. Blamabel. Der 
morgen beginnende Untersuchungsausschuss - Mindestdauer ein Jahr! - 
wird wegen absehbarer Geheimhaltungspflichten am Ende scheitern 
müssen.
Kundus wird nie vollständig aufgeklärt. Ein Fiasko. Der Maulkorb,
den sich Merkel umhängt, wird zum Verhängnis. Verbale 
Rückzugsgefechte und rhetorische Ausreißversuche via Medien werden 
Ablehnung in der Bevölkerung steigen lassen. Das gerade jetzt, wo der
Krieg in Afghanistan noch zu wachsen beginnt. Wo die Amerikaner ihren
Bündnispartnern, auch Deutschland, mehr Truppen abverlangen und auf 
die zweifelhafte Strategie einschwören: Erst muss der Blutzoll 
steigen, bevor wir die Afghanen, irgendwann ab 2011, sich selbst 
überlassen. In dieser Phase benötigen die Bundeswehrsoldaten, ihr 
Verantwortungsbereich im Norden liegt in einem für den Fortgang des 
Krieges strategischen Schlüsselbereich, noch mehr Klarheit und 
Wahrheit. Andernfalls müsste man sie sofort abziehen.
Zur Wahrheit gehört, dass sie - und das abgedeckt durch das 
Einsatzmandat - im Falle eines Falles auch gezielt Menschen töten. 
Bevor sie selbst getötet werden. Dieser Tatsache einen Neuigkeitswert
mit Empörungscharakter zu verleihen, ist Heuchelei. 
Realitätsverweigerung sowieso. Dass dies so ist, hat gewiss Gründe, 
die in die dunkle deutsche Vergangenheit reichen. Aber es 
entschuldigt nicht, dass die Politik es auch nach der schmerzhaften 
Re-Militarisierung der deutschen Außenpolitik in den Balkankriegen 
der 90er Jahre versäumt hat, eine Legitimation stiftende Begründung 
für Militäreinsätze im Ausland zu schaffen, in denen auch tödliche 
Gewalt angewendet werden muss. In Afghanistan rächt sich das.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de

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