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WAZ: Blutige Attentate in Indien - Gesellschaft zum Zerreißen gespannt - Leitartikel von Willi Germund

Essen (ots)

Es hat schlimmere Terrorattentate, bei denen es mehr
Tote gab, in Indien gegeben als jetzt in Bombay. Aber diese Attacke 
gehört in eine Reihe mit der Ermordung von Mahatma Gandhi durch einen
Hindu-Extremisten, der Ermordung von Premierminister Rajiv Gandhi 
durch tamilische Extremisten, dem Mord an seiner Mutter Indira Gandhi
durch ihre Sikh-Leibwächter. Und es gab den Angriff auf das indische 
Parlament durch islamische Extremisten Ende 2001, der Indien und 
Pakistan an den Rand eines Atomkrieges brachte.
Alle diese Gewalttaten haben die politische Landschaft der 
größten Demokratie der Welt umgekrempelt. Diesmal traf der Terror 
nicht nur das finanzielle Herz des Subkontinents. Es traf Ausländer, 
die vom ökonomischen Boom profitieren wollten. Inder der Elite fielen
den Attacken in der Stadt zu einer Zeit zum Opfer, in der sich das 
Land auf einen schmutzigen Wahlkampf vorbereitet. Die 
hindunationalistische Bharatiya Janata Partei will 
Sicherheitsprobleme und Terrorismus zum zentralen Punkt ihrer Kritik 
an der Kongressregierung machen - frei nach dem Motto: Nicht alle 
Moslems sind Terroristen, aber alle Terroristen sind Moslems.
Die Geschichte Indiens beweist das Gegenteil. Dennoch werden die 
Attacken von Bombay das spröde Geflecht der Gesellschaft zum 
Zerreißen spannen. Das Land hat sich längst in eine nationalistisch 
gesinnte hinduistische Mittelklasse und Unterklasse auf der einen 
Seite und Minderheiten auf der anderen gespalten. Die Moslems - rund 
130 Millionen von eine Milliarde Einwohner - fühlen sich seit 
Jahrzehnten benachteiligt, die junge Generation ist seit langem dank 
schlechter Chancen offen für radikalislamisches Gedankengut.
Jahrelang saß Indien der eigenen Propaganda auf, dass der Terror 
von Pakistan gesteuert ins Land getragen wurde. Es war deshalb ein 
Schock, als deutlich wurde, dass der Extremismus längst Wurzeln in 
den eigenen Megametropolen Fuß gefasst hatte. Noch ist nicht klar, 
woher die Attentäter von Bombay kamen. Die "Deccan Mujaheddin", die 
die Verantwortung übernahmen, waren bisher weitgehend unbekannt. 
Inzwischen scheint aber klar, dass die Terroristen sich im Schutz der
Nacht mit Schnellbooten angeschlichen haben. Es waren zu allem 
entschlossene, bestens trainierte Leute. Dieser Umstand bestärkt den 
Verdacht, dass sie im pakistanischen Grenzgebiet zu Afghanistan 
aufgebrochen sind und tatsächlich mit ihren Nussschalen aus der Nähe 
der pakistanischen Küstenstadt Karachi über das Meer nach Bombay 
kamen.

Pressekontakt:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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