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WAZ: Steigende Preise - Zinsschritt entlastet die Politik nicht. Leitartikel von Thomas Wels

Essen (ots)

Nun ist die Europäische Zentralbank (EZB) sich
selbst gerecht geworden. Die Leitzinsen steigen um 0,25 
Prozentpunkte, womit die Währungshüter deutlich machen, dass sie die 
steigenden Inflationsraten ernst nehmen und sich wie zu Zeiten der 
Deutschen Bundesbank selig von keinem Regierungschef ins Geschäft 
pfuschen lassen. So weit, so gut, so virtuell.
Es mag beruhigend sein, wenn die Notenbanker auf die Teuerung 
achten, ist doch ein stabiler Geldwert immer auch Sozialpolitik, weil
die Geldentwertung die Sparer ebenso hart trifft wie Haushalte mit 
niedrigem Einkommen und anteilig hohen Ausgaben für Energie und 
Lebensmittel. An der hohen Inflationsrate von 3,3 Prozent in 
Deutschland aber ändert der Zinsschritt nichts. Womöglich dämpft er 
die ohnehin erschlaffende Konjunktur, weil er Kredite und mithin 
Investitionen verteuert.
Die Ursachen der Preissteigerungen liegen aber weder in einer 
überhitzten Nachfrage oder zu hohen Lohnabschlüssen, sie liegen in 
den explodierenden Preisen für Rohstoffe und Energie, die sich 
schmerzhaft in Teuerungswellen für Lebensmittel, Gas, Heizöl und 
Benzin breit machen. Die teure Energie ist die Hauptsorge der 
Deutschen, darauf wies eine Allensbach-Umfrage bereits im Dezember 
2007 hin. Damals kostete Super 1,35 Euro, heute kostet Super 1,55. 
Und die Politik hat nicht die Spur einer Antwort auf die Teuerung. 
Berlin wird aber nicht umhin kommen, eine zu geben.
Rentnerhaushalte, Alleinerziehende oder Fernpendler sind von 
einer vielfach höheren Teuerungsrate betroffen als der Durchschnitt 
von 3,3 Prozent glauben macht. Das bleibt nicht folgenlos. 
Spätestens, wenn im kommenden Superwahljahr 2009 den Bürgern 
Nachzahlungen von mehreren Hundert Euro für Strom oder Gas ins Haus 
flattern, werden die Wirtschaftspolitiker von CDU und SPD mit großem 
Schrecken aus ihrem Tiefschlaf erwachen. Ob sie dann noch gegen die 
Volksbeglücker der Linken ankommen, ist zu bezweifeln.
Wo ist der Einsatz für die Mittelschicht, den sie alle in 
Fensterreden fordern? Die teils ordentlichen Lohnerhöhungen von über 
drei Prozent fallen dem Staat und der Inflation anheim: dem Staat, 
weil der von jedem zusätzlichen Lohn-Euro einen höheren Steuersatz 
kassiert; der Inflation, weil die die Kaufkraft schwächt. Und dann 
profitiert der Finanzminister auch noch von den Steuern auf die 
steigenden Preise. Der Abbau der Neuverschuldung ist richtig, das 
Kassieren dieser Inflationsgewinne ist falsch. Hier muss Entlastung 
her.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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