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WAZ: Wahl-Farce in Simbabwe - Ein Diktator macht weiter. Leitartikel von Lutz Heuken

Essen (ots)

Da ist sich die westliche Welt - fast - einig: Was
Staatschef Robert Mugabe da in Simbabwe veranstaltet, verdient 
Ächtung. Der greise Diktator knechtet das Volk, führt sein Land 
zielsicher in die ökonomische Katastrophe, lässt seine Schlägertrupps
brutal auf die Anhänger der Opposition los. Und nun - quasi als 
Gipfel der Despotie - ernennt er sich selbst zum Gewinner einer 
"Wahl", bei der es nur einen Kandidaten gab: den 84-jährigen Mugabe 
selbst. Gegenkandidat Morgan Tsvangirai hatte unter dem Terror der 
Mugabe-Schläger kurz vor der Stichwahl aufgeben müssen.
Ob in Berlin, London oder Washington - die Empörung über Mugabe 
ist ebenso heftig wie berechtigt. Doch dem Diktator hat die breite 
Front seiner westlichen Kritiker bislang offenbar nichts anhaben 
können. Ganz im Gegenteil: Mugabe wettert gegen den Westen, der ihn, 
den alten Freiheitskämpfer, demontieren wolle - und seine Propaganda 
stößt zumindest bei einem Teil der Afrikaner noch immer auf 
Zustimmung.
Der Ruf der Europäer, die den Schwarzen Kontinent über viele 
Jahrzehnte ausgebeutet und unterdrückt haben, ist noch für lange Zeit
lädiert. Welche Glaubwürdigkeit können Staaten in Afrika denn auch 
erwarten, die das Apartheid-Regime in Südafrika lange Zeit 
unterstützt oder zumindest still geduldet haben? Wie echt ist so 
manche Empörung westlicher Politiker über den greisen Diktator - 
jener Politiker, die den Völkermord in Ruanda tatenlos hingenommen 
haben, die dem Gemetzel in Darfur bedauernd zusehen und die den 
massenhaften Hungertod in Afrika als eine Art Naturgesetz 
akzeptieren? Und: Wäre das Interesse an Simbabwe auch dann so groß, 
wenn Mugabe nicht auch weiße (!) Farmer vertrieben hätte? Da kommt 
schon der Verdacht auf, dass der Despot mit dem Hitler-Bärtchen 
vielen als willkommener Beweis für die These dient, die Afrikaner 
seien eben allein Schuld an ihrem Elend.
Es wäre also zuerst an den Afrikanern selbst, dem Spuk in Harare 
ein Ende zu machen. Doch es besteht wenig Hoffnung, dass die AU, die 
Afrikanische Union, die heute zu ihrem Gipfel in Ägypten 
zusammenkommt, Mugabe zum Aufgeben drängt. In über der Hälfte der 53 
AU-Staaten herrschen mehr oder weniger despotische Regime. Nur: Von 
denen hört man in Europa wenig. Wie vom ägyptischen Autokraten 
Mubarak, der sein Land undemokratisch lenkt und der die Opposition 
unterdrückt. Aber: Mubarak gilt als Freund des Westens. Und da 
schweigt man dann doch lieber in Berlin, London und Washington. Das 
alles hilft Diktatoren wie Mugabe.

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Telefon: 0201 / 804-2727
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