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WAZ: Oscar für "Die Fälscher" - Kunst und Kommerz - Leitartikel von Ulrich Schilling-Strack

Essen (ots)

Der Kommerz ist der natürliche Feind der Kunst, wird
manchmal behauptet. Dahinter steht der Gedanke, dass der wahre 
Künstler arm und verkannt ist und sein Werk nur als meisterlich zu 
gelten hat, wenn es lediglich einem ausgewählten Kreis der 
Erleuchteten zugänglich ist.
Solch Feingeisterei hat im Kino-Business wenig Platz. Filmen ist 
teuer, und ein Minderheiten-Programm entsprechend unpopulär. Dennoch 
entstehen immer wieder atemberaubende Meisterwerke, gern auch gewebt 
aus sperrigen Themen. Mit Hollywood verbinden wir das nicht 
unbedingt, aber zumindest einmal im Jahr rollt die Traumfabrik auch 
hierfür den Teppich aus.
Bei der Oscar-Verleihung werden also nicht nur Giganten wie 
"Titanic" oder "Herr der Ringe" umkränzt. Da blüht auch Vieles im 
Verborgenen, und es gibt sogar einen Preis für den besten Tonschnitt.
Oder für den Trickfilm, einst eine Domäne für putzige Beiträge aus 
Warschau oder Prag, und für die Filmmusik, die ansonsten im Abspann 
zu verklingen droht.
Auch der Oscar für den besten Auslandsfilm ist nicht gerade der 
Star im Rampenlicht. Diesmal ging die Auszeichnung in dieser 
Kategorie an "Die Fälscher", einen Film, der an der Kasse eigentlich 
kein groß´er Knüller war. Nur 57 000 Kinogänger wollten ein KZ-Drama 
sehen, das auch dementsprechend früh auf den DVD-Markt geworfen 
wurde.
Davon hat sich die Oscar-Akademie, die für die Preisverleihung 
zuständig sind, aber nicht beeinflussen lassen. Die 5800 Mitglieder 
zählen kein Geld, sie sichten Qualität. Das liegt nicht unbedingt im 
Trend einer Industrie, die angesichts gewaltiger Etats immer öfter 
auf Nummer sicher geht und die Stoffe am liebsten für die Massen 
zuschneidet.
Der Glanz der Oscars fällt aber auch auf die Außenseiter. Für 
"Die Fälscher" eröffnet sich also eine zweite Chance, vielleicht 
sogar ein Comeback in den Kinos. Auch "Das Leben der Anderen" 
profitierte schließlich noch einmal vom Hollywood-Rummel.
Mehr sollten wir nicht erwarten. Hollywood lässt sich durch den 
Auslands-Oscar nicht aus den Angeln heben. Das muss auch nicht sein. 
Kunst und Kommerz gehen hier zuweilen wunderbare Partnerschaften ein.
Unsterbliche Meisterwerke entstanden an einem Ort, an dem es nur 
selten um die Ehre, aber eigentlich immer ums Geld geht. Im Idealfall
schließt sich das auch nicht einmal aus.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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