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WAZ: Schulreformen begleiten: Die immer neue Erfindung des Rades - Leitartikel von Sigrid Krause

Essen (ots)

Wie wechselt man der Lok im vollen Lauf die Räder?
Geht nicht, sagen Sie. Wie setzt man Schulreformen - gern im Dutzend 
- um? Muss gehen, und zwar schleunigst, sagen die Politiker (übrigens
auch all' jene, die vor der jetzigen Regierung das Sagen hatten). 
Dass sie Veränderung fordern, ist richtig. Dass sie Veränderung durch
blinden Aktionismus stören und verhindern, ist leider vielfach die 
Realität.
Politiker haben es gut. Klassenräume sehen sie nur von innen, 
wenn die schön aufgeräumt sind und die Kinder sorgsam ausgewählt und 
eingestimmt auf den hohen Besuch. Kein Wunder, dass Minister gern 
glauben: Eigentlich alles bestens im Alltag. Selbst wunderbar 
vorzeigbare Hauptschulen können sie bestaunen und loben.
Politiker erkennen deshalb selten, dass die Realität von Lehrern,
Kindern und Eltern oft eine andere ist. Ob sie die wirklich sehen 
wollen, ist fraglich. Klar ist nur: Die deutschen 15-Jährigen sind im
Weltvergleich gerade gutes Mittelmaß und zugleich zu alt. Also müssen
die Schulen besser und schneller arbeiten, die Kinder zügiger und 
disziplinierter lernen. Der Druck ist in den letzten Jahren spürbar 
gestiegen, ob die Ergebnisse dadurch besser werden, sehen wir leider 
erst in zehn Jahren.
Heute schon ist offensichtlich: Es reicht nicht, ein Gesetz 
anzureichern mit schönen Zielen. "Individuelle Förderung" ist immer 
gut, auch eine "Qualitätskontrolle" der Schulen ist richtig und 
überfällig. Und die "Entschlackung" überfrachteter Lehrpläne wird 
jede Lehrkraft aus vollem Herzen begrüßen. Aber es reicht nicht, dies
und vieles mehr nur zu verfügen. Zu viel fehlt, damit richtige Ziele 
in den Schulen Alltag werden.
Sechs Jahre nach Pisa muss jede Schule alle möglichen Wünsche von
Eltern, Schülern und Politik erfüllen - und zugleich für sich das Rad
neu erfinden: Wie wird Mathe und Physik interessant? Wie erkennt man 
die Schwächen einzelner Kinder? Wie geht man um mit rabiaten oder 
resignierten Schülern? Wie findet sich ein Kollegium von 
Einzelkämpfern zum funktionierenden Team zusammen? Eine systematische
Fortbildung, flächendeckend und von guter Qualität, findet nicht 
statt. Zu teuer, sagen die Politiker. So bleiben 6500 Schulen sich 
selbst überlassen.
Dass Schulen aber nicht einmal erfahren, welche Erleichterungen 
der Arbeit Experten für sie erdacht haben, ist allerdings der Gipfel.
Da hapert es offensichtlich an viel mehr als an der Kommunikation.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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