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WAZ: Gipfeltreffen EU-Afrika: Schaufensterpolitik und Worthülsen - Leitartikel von Hendrik Groth

Essen (ots)

Der Worte Klang ist schon ein feiner. Zustimmen
möchte man, ja mehr noch, einstimmen in den Chor jener, die seit 
Jahrzehnten die Ausbeutung Afrikas beklagen und jetzt endlich eine 
veränderte europäische Politik gegenüber dem schwarzen Kontinent 
erkennen wollen. Doch ein genauer Blick auf die Ergebnisse des 
EU-Afrika-Gipfels ernüchtert schlagartig und entlarvt die 
europäischen Strategien (so es wirklich welche gibt) als reine 
Schaufensterpolitik.
Wenn die Europäer ehrlich wären, sie würden zugeben, dass Afrika 
nur wieder oben auf der Agenda steht, weil Peking aggressiv auf die 
Rohstoffmärkte des riesigen Kontinents zielt, dabei billige Kredite 
vergibt und die Gesprächspartner nicht mit Fragen nach 
Menschenrechten oder Korruptionsbekämpfung in Rage bringt. Der 
Rohstofflieferant droht also schmerzlich abhanden zu kommen, das ist 
die Brüsseler Motivation für ein solches Treffen.
Wie schon im Fall Russland oder China war Kanzlerin Merkel eine 
Freundin des offenen Wortes. Simbabwes Diktator Mugabe geriet ins 
Fadenkreuz der deutschen Regierungschefin. Nicht zu Unrecht, Mugabe 
hat sein Land abgewirtschaftet, was noch eine zu vornehme Bezeichnung
für das himmelschreiende Unrecht ist, das täglich in Simbabwe 
abläuft. Nur, diese Merkelsche Kritik zwingt viele afrikanische 
Politiker zu Solidaritätsadressen an den greisen Ex-Guerillero. Mehr 
Druck zu friedlichem Wandel erzielt die Kanzlerin damit nicht.
Wenn Merkel anschließend Darfur und Somalia als Beispiele für 
konstruktives europäisches Handeln darstellt, wähnt sich mancher 
Betrachter im falschen Film. Seit Jahren gehen in diesen Regionen die
Menschen elendig zu Grunde, die EU glänzt mit regelmäßigen Appellen. 
Relevante Taten folgen den Worten nicht, sonst stünden seit langer 
Zeit Nato-Soldaten in Darfur, um Hunderttausende vor Vergewaltigung 
und Mord zu beschützen.
Es ist ja richtig, dass mehr Freihandel die Antwort auf die Armut
in Afrika ist. Aber was Brüssel vorschlägt, ist ein Freihandel nach 
europäischem Gusto. Auf Augenhöhe ist ein Handelsabkommen eben nicht,
wenn unterentwickelte Staaten ihre Märkte öffnen müssen, damit sie in
den reichen Norden exportieren dürfen. Die afrikanischen Staaten, die
so einen Pakt nicht unterschreiben können oder wollen, haben damit 
klar gemacht, was vom Gipfel in Lissabon zu halten ist: Er ist 
gescheitert. Der peinliche Auftritt Mugabes fällt da auch nicht mehr 
ins Gewicht.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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