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WAZ: Petraeus legt Irak-Bericht vor: General Vorwärts - Leitartikel von Markus Günther

Essen (ots)

Was genau hat General Petraeus gesagt? Mal heißt es,
auch er habe den schrittweisen Rückzug aus dem Irak gefordert. Andere
haben das Gegenteil gehört: Petraeus habe so etwas wie "Weiter so!" 
gesagt. Was Petraeus, im Zusammenhang betrachtet, tatsächlich gemeint
hat, geht in manchem Kommentar unter. Es lässt sich am ehesten so 
zusammenfassen: Es gibt deutliche Anzeichen dafür, dass die 
US-Strategie wirkt, und es gibt zu dieser Strategie keine 
Alternative. Das kann man für völlig falsch halten, für naiv und 
verlogen - und US-Oppositionspolitiker haben ja schon in diesem Sinne
reagiert -, aber es hat keinen Sinn, Petraeus das Wort im Mund 
umzudrehen.
Überraschend dabei war nicht, dass Petraeus mehr Licht als 
Schatten im Irak sieht. Überraschend war vielmehr, wie kraftvoll 
Petraeus in das politische Vakuum der amerikanischen Politik 
vorstieß. Zwischen einer abgewirtschafteten Regierung und einer 
konfusen Opposition in Washington trat Petraeus wenn nicht als 
Retter, dann als Richtungsweiser der Nation auf. Nur 18 Prozent 
halten die Demokraten in Sachen Irak für kompetent, nur fünf Prozent 
trauen Bush eine Lösung zu. 68 Prozent wollen sich dem General 
anvertrauen.
Wenn Petraeus also den General Vorwärts spielt, Geduld und 
Standfestigkeit einfordert, vor den schaurigen Konsequenzen eines 
übereilten Abzugs warnt und Hoffnung auf einen wenn nicht baldigen, 
aber mittelfristig erreichbaren Erfolg im Irak macht, ist das von 
großer Bedeutung. Und indem er einen ersten Teilabzug in Aussicht 
stellt (tatsächlich wäre es nur die Rückführung auf das Truppenniveau
von vor sechs Monaten), versucht er einen neuen nationalen Konsens 
herzustellen, der auch die kriegsmüden Skeptiker noch einmal ins Boot
holt.
Das alles heißt nicht, dass Petraeus eine neue Kriegsbegeisterung
in den USA hergestellt hätte. Aber wahrscheinlich hat er Zeit 
gewonnen. Und wenn er beim nächsten Mal weitere Fortschritte 
vorweisen kann, dürfte die Forderung nach einem Abbruch der Mission 
beendet sein. Dem sehr leidenschaftlichen Appell des prominentesten 
Generals können auch die - ohnehin zerstrittenen - Demokraten wenig 
entgegensetzen, zumal sie ihn selbst ins Amt gewählt haben. Bush wird
am Donnerstag mit einer neuen Blut-, Schweiß- und Tränenrede 
versuchen, die Stimmung des Augenblicks zu nutzen. Das wird 
voraussichtlich wenig zur Sache tun. Das Wort des Präsidenten hat nur
noch wenig Gewicht. Doch das Wort des Generals wiegt schwer.

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Telefon: (0201) 804-8975
zentralredaktion@waz.de

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