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EKD - Evangelische Kirche in Deutschland

"Gott will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen"- ./. Der EKD-Ratsvorsitzende zum missionarischen Auftrag der Kirchen und seiner ökumenischen Dimension

Hannover (ots)

Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen
Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Dr. Wolfgang Huber, nimmt die 
heute in Rom öffentlich vorgestellte "Lehrmäßige Note zu einigen 
Aspekten der Evangelisierung" der Kongregation für die Glaubenslehre 
zum Anlass, zum missionarischen Auftrag der Kirchen und seiner 
ökumenischen Dimension Stellung zu nehmen. Er hebt dabei die 
Berührungspunkte zwischen der Haltung der EKD und den Überlegungen 
der Glaubenskongregation hervor. Er formuliert zugleich ergänzende 
Überlegungen aus evangelischer Sicht. Seine Erklärung hat folgenden 
Wortlaut:
"Es gibt nichts Schöneres, als vom Evangelium, von Christus 
gefunden zu werden. Es gibt nichts Schöneres, als ihn zu kennen und 
anderen die Freundschaft mit ihm zu schenken." Dieses Zitat aus der 
Predigt Papst Benedikts XVI. bei seiner Amtseinführung 2005 prägt die
jüngste Verlautbarung der Päpstlichen Glaubenskongregation zu einigen
Aspekten der Evangelisierung. Aus evangelischer Sicht kann man diesem
Grundton wie auch vielen Aussagen des Textes aus vollem Herzen 
zustimmen. Dieser Text berührt sich eng mit der Kundgebung, in der 
die Synode der EKD 1999 den missionarischen Auftrag der Kirche an der
Schwelle zum 3. Jahrtausend beschrieben hat: "Alle Bemühungen um den 
missionarischen Auftrag" - so heißt es am Anfang dieser Kundgebung - 
"fangen damit an, zu erkennen und zu beschreiben, wie schön, 
notwendig und wohltuend die christliche Botschaft ist. Sie zielt auf 
die Antwort des Glaubens."
Die missionarische Aufgabe ist eine gemeinsame Herausforderung 
unserer Kirchen. Auf diesem Feld wollen wir voneinander lernen und 
miteinander vorankommen; denn ein Gegeneinander bleibt ohne Segen. 
Mission und Evangelisation - so stellte die EKD 1999 fest -  sind der
Herzschlag der Kirche. Evangelisierung wird auch von der 
Glaubenskongregation als eine Herzensangelegenheit bedacht: Als eine 
von Jesus selbst ausgehende Sendung richtet sie sich an die Herzen 
der Menschen. Denn die Heilswahrheit, die in der Evangelisierung 
weitergegeben wird, ist "nicht nur Gegenstand des Denkens ..., 
sondern ein Ereignis, das die ganze Person - Verstand, Willen, 
Gefühle, Tätigkeiten und Pflichten - betrifft." Deswegen vergraben 
gläubige Menschen den Schatz des Evangeliums nicht in der eigenen 
Herzenskammer, sondern lassen andere teilnehmen an dem "unschätzbaren
Geschenk, in der universalen Gemeinschaft der Freunde Gottes zu 
leben."
Damit lässt die Glaubenskongregation der römisch-katholischen 
Kirche keinen Zweifel daran, worum es bei der Evangelisierung geht. 
Es geht nicht darum, die eigene Institution zu stärken oder "eine 
Machtgruppe zu vergrößern". Sondern es geht darum, Menschen eintreten
zu lassen "in das Netz der Freundschaft mit Christus, das Himmel und 
Erde sowie verschiedene Kontinente und Epochen miteinander 
verbindet." Völlig zu Recht werden die Christen dazu ermutigt, ohne 
Scheu anderen Menschen den eigenen Glauben zu bezeugen und sie dafür 
zu gewinnen, diesen Glauben auch für sich selbst gültig sein zu 
lassen. "Dem Menschen ist die Sehnsucht eigen, die anderen an den 
eigenen Gütern teilhaben zu lassen."
Ganz in diesem Geist bekennen wir gemeinsam: Die "Autorität des 
bittenden Christus" (Eberhard Jüngel), in dessen Namen allein rechte 
Evangelisierung geschehen kann, erlaubt keine gewaltsame, aggressive 
oder autoritäre Missionspraxis. Deswegen spricht die 
Glaubenskongregation eine gemeinsame Überzeugung aus, wenn sie für 
die konkrete Gestalt der Evangelisierung jeder Form von Zwang oder 
Manipulation eine Absage erteilt. Es gilt, in "Respekt vor der Würde 
und der religiösen Freiheit der Gesprächspartner" die eigene Wahrheit
zu bezeugen.
Mit besonderer Aufmerksamkeit werden evangelische Leser 
feststellen, dass ein eigener Abschnitt ökumenischen Aspekten des 
Themas gewidmet ist. Zwar beziehen sich die hier formulierten 
Hinweise, wie Evangelisierung "in Ländern mit alter christlicher 
Tradition und Kultur" zu geschehen habe, offenbar vor allem auf 
Länder, in denen überwiegend orthodoxe Christen leben. Aber auch aus 
einer evangelischen Perspektive ist es sachgemäß, dabei die Achtung 
der Gewissens- und Religionsfreiheit einzufordern und einen 
vorschnell erhobenen Vorwurf des "Proselytismus" abzuweisen. Doch die
in diesem Zusammenhang von der Glaubenskongregation gemachten 
Aussagen müssen sich, wenn sie stimmig sind, auch auf Länder mit 
alter reformatorischer Tradition und Kultur anwenden lassen. In 
dieser Hinsicht bleiben freilich Unklarheiten und Zweifel.
Zwar werden im Blick auf andere Kirchen sowohl "echter Respekt für
ihre Tradition und ihre geistlichen Reichtümer als auch aufrichtiger 
Wille zur Zusammenarbeit" gefordert. Verdeutlicht wird dies in dem 
Dreischritt des Zuhörens, der theologischen Diskussion und der 
Verkündigung des gemeinsamen christlichen Glaubens. Dieser 
Grundhaltung wird man auch in den Ländern der Reformation gerne 
zustimmen. Die Folgerungen daraus werden jedoch nur einseitig 
formuliert. Denn das Augenmerk der Glaubenskongregation gilt allein 
dem Recht und der Verantwortung dafür, "die Fülle des katholischen 
Glaubens anderen Christen zu verkünden, die ihn in Freiheit annehmen 
wollen." Es wird jedoch nicht davon gesprochen, dass dies im 
Verhältnis der Kirchen zueinander wechselseitig gilt. Weil davon 
keine Rede ist, entsteht der Eindruck, dass die Päpstliche 
Glaubenskongregation die ökumenische Dimension des missionarischen 
Handelns der Kirchen noch nicht vollständig würdigt. In der 
Kundgebung der Synode der EKD von 1999 heißt es dazu: "Es kommt nicht
in erster Linie auf den Mitgliederzuwachs in der eigenen Kirche an, 
sondern darauf, dass Menschen überhaupt eine kirchliche Beheimatung 
finden ... Weil wir von der einen Kirche Christi her denken, freuen 
wir uns auch über das Wachsen anderer christlicher Kirchen."
Für die Richtigkeit:
Pressestelle der EKD
Silke Römhild
Hannover, 14. Dezember 2007

Pressekontakt:

Evangelische Kirche in Deutschland
Hans-Christof Vetter
Herrenhäuser Strasse 12
D-30419 Hannover
Telefon: 0511 - 2796 - 269
E-Mail: christof.vetter@ekd.de

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