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BERLINER MORGENPOST: In den Kiezen lieber unter sich
Kommentar von Florian Schmidt zu Berlin-Touristen

Berlin (ots)

Kurzform: Sicherlich findet es der eine oder andere schön, seinen Horizont im Gespräch mit Gästen von außerhalb zu erweitern, gerade wenn es sich um internationale Besucher handelt. Und was lokale Sehenswürdigkeiten wie die Domäne Dahlem angeht, spricht sich gewiss auch das Gros der Zehlendorfer für mehr Touristen aus. Doch ob die breite Masse der Berliner wirklich will, dass am Nebentisch ihrer kleinen Lieblingskneipe, in der jeder jeden kennt, eine Gruppe ausländischer Studenten oder anderer Touristen auftaucht, ist mehr als fraglich. Weltoffenheit und Internationalität hin oder her: Speziell in den Kiezen genießen die Berliner das Leben als Dörfler in der Großstadt, gerade hier wollen viele von uns lieber unter sich sein und bleiben.

Der vollständige Kommentar: Theoretisch ist die Vorstellung charmant, praktisch aber zweifelhaft. Berlins Tourismus-Chef Burkhard Kieker ist der Überzeugung, dass die Hauptstadt-Besucher immer öfter in den "Stammkneipen" der Berliner auftauchen - und vor allem, dass die meisten Berliner das auch gut finden. Gemeinsam mit dem rot-rot-grünen Senat hat Kieker deshalb ein Tourismus-Konzept erarbeitet, das die Gäste der Stadt verstärkt in die Außenbezirke locken soll. Gerade dort, so sein Credo, gebe es viele positive Rückmeldungen von Einheimischen, die sich über mehr Interesse an ihrer Lebenswelt freuten. Das mag im Einzelfall stimmen. Sicherlich findet es der eine oder andere schön, seinen Horizont im Gespräch mit Gästen von außerhalb zu erweitern, gerade wenn es sich um internationale Besucher handelt. Und was lokale Sehenswürdigkeiten wie die Domäne Dahlem angeht, spricht sich gewiss auch das Gros der Zehlendorfer für mehr Touristen aus. Doch ob die breite Masse der Berliner wirklich will, dass am Nebentisch ihrer kleinen Lieblingskneipe, in der jeder jeden kennt, eine Gruppe ausländischer Studenten oder anderer Touristen auftaucht, ist mehr als fraglich. Weltoffenheit und Internationalität hin oder her: Speziell in den Kiezen genießen die Berliner das Leben als Dörfler in der Großstadt, gerade hier wollen viele von uns lieber unter sich sein und bleiben. Doch gibt es überhaupt Grund zur Sorge? Wollen umgekehrt die Touristen wirklich nach Spandau kommen? Ebenso fraglich. Die Wahrheit liegt vermutlich in der Mitte - und das buchstäblich: Die innerstädtischen Bezirke wie Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg und mit ihnen die Bars der dort ansässigen Berliner werden weiter Zulauf bekommen. Daran wird wohl auch das neue Tourismus-Konzept nur wenig ändern.

Pressekontakt:

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Telefon: 030/887277 - 878
bmcvd@morgenpost.de

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