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Lausitzer Rundschau: Deutschland bleibt Deutschland Karlsruhe stoppt vorerst Lissabon-Ratifizierung

Cottbus (ots)

Es ist unerfindlich, warum Angela Merkel das
Verfassungsgerichtsurteil zum EU-Lissabon-Vertrag als "guten Tag für 
Europa" qualifiziert hat. Sicher, wer nur bis zur nächsten Hürde 
denkt, der ist zufrieden damit, dass nur ein kleines Begleitgesetz 
noch zu ändern ist, und Deutschland dann die Urkunde ratifizieren 
kann.
Doch das Gericht hat in seiner Begründung Maßstäbe gesetzt, die das 
europäische Geschäft in der Zukunft nicht einfacher machen werden. 
Schon jetzt ist der europäische Einigungsprozess von zwei Seiten 
unter Druck. Einmal sind da die Egoismen der Regierungen, die mit 
jedem neuen Mitgliedsland zugenommen haben. Immer ist da einer, der 
etwas blockiert oder verzögert. Gerade daraus will sich die EU mit 
dem Lissabon-Vertrag ja ein wenig befreien. Und auf der anderen Seite
sind da die Rechte der nationalen Parlamente, die Karlsruhe nun für 
Deutschland noch weiter stärkt. Das Verfassungsgericht sagt praktisch
nur: Ihr könnt Lissabon gerne machen, aber das letzte Wort hat der 
Bundestag. Karlsruhe fordert von den Volksvertretern die 
konsequentere Anwendung der eigenen Souveränitätsrechte, denn die EU 
könne nie mehr als ein "abgeleiteter Verbund souveräner Staaten" 
sein. Zudem hat das Urteil im Nachhinein all jene bestätigt, die vor 
drei Wochen nicht zur Europawahl gegangen sind, weil sie das 
europäische Parlament als nicht so bedeutsam empfinden. Die 
Straßburger Vertretung entspreche nicht den üblichen demokratischen 
Maßstäben, und müsse es auch gar nicht, da sie sowieso nur 
"sekundäre" Aufgaben habe, sagten die Richter. Der Gesamttenor des 
Urteils also lautet: Deutschland bleibt Deutschland, die EU ist auch 
in Zukunft ein freiwillig Ding, das man jederzeit wieder verlassen 
können muss. Nicht so wichtig. Diese Botschaften aus dem größten und 
stärksten Mitgliedsland werden europaweit Schule machen und überall 
jene bestärken, die nationale Identitäten und Zuständigkeiten nicht 
oder nicht so schnell abgeben wollen. Auf der anderen Seite aber gibt
es den globalen Markt, den Euro und auch die Mobilität und Offenheit 
der jungen Generation. Es besteht durchaus die Gefahr, dass diese 
nachwachsenden Generationen ihre Identifikation bald nirgendwo mehr 
finden werden, weder in einer so kompliziert bleibenden EU noch in 
den für sie immer unwichtiger werdenden Nationalstaaten. Für alle 
Zeiten kann dieses Urteil deshalb nicht das letzte Wort gewesen sein.

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