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Lausitzer Rundschau: Der Lissabon-Vertrag auf polnischem Eis: Nicht ohne Volkes Stimme

Cottbus (ots)

Die Ankündigung des polnischen Präsidenten Lech
Kaczynski, dem Lissabon-Vertrag der EU seine Unterschrift zu 
verweigern, mag den einen oder anderen in seinen Vorurteilen 
bestärken. Tatsächlich aber ist sie keinesfalls Ausdruck eines 
polnischen Alleingangs. Es hätte gar nicht des ausgeprägten 
Bekennermuts des an der Macht verbliebenen der beiden polnischen 
Zwillingsbrüder bedurft. Denn zum irischen Nein hatte sich längst die
Grundsatzkritik des tschechischen Präsidenten Vaclav Klaus gesellt, 
der ebenfalls mit der Unterschriftenverweigerung droht.
Und vor allem wird dieses Duo der Zauderer ergänzt durch den 
deutschen Bundespräsidenten Horst Köhler selbst, der damit einer 
Bitte des Bundesverfassungsgerichts nachkommt. Kaczynski kann 
höchstens der Vorwurf gemacht werden, dass er gewissermaßen seine ihm
schon einmal mühsam abgerungene Unterschrift zurückzieht. Aber damit 
umzugehen ist verglichen mit einem möglicherweise vertragskritischen 
Urteil aus Karlsruhe eine Leichtigkeit. In Deutschland weiß derzeit 
jedenfalls keiner, wie damit umzugehen wäre.
Auf Eis gelegt ist die weitere europäische Integration tatsächlich an
vielen Stellen aus einem ganz anderen Grund. Denn das Grundmuster, 
nach dem der jeweils Unwilligste den Gang der Dinge bestimmt, wird 
weiterhin nicht infrage gestellt. Die Union folgt bislang vor allem 
der Vorstellung, dass die stetige Erweiterung schon irgendwie auch zu
einer allmählichen Vertiefung führt. Tatsächlich aber empfinden viele
Menschen genau das Gegenteil und stärken allen den Rücken, die nach 
berechtigten wie vorgeschobenen Argumenten gegen den Lissabon-Vertrag
suchen.
 Damit sind Politiker, die zwar zunächst zustimmen, dann aber zögern,
bar jedes öffentlichen Drucks - und manche glauben auch, es diene der
Profilierung, wenn sie sich wieder und wieder als Bremser betätigen.
Insofern sind die bislang verweigerten Unterschriften aus der Mitte 
Europas eine erneute, notwendige Aufforderung, sich von der Illusion 
zu trennen, dass das Projekt Europa gelingt als Ausdruck der 
vorauseilenden Vernunft der Staatenlenker und notfalls gegen das 
Unverständnis der Wähler. Es braucht dazu vor allem die mächtigen 
Stimmen der Völker des Kontinents.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
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