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Lausitzer Rundschau: Pakistan nach dem Mord an Benazir Bhutto: Das Ende der Illusionen

Cottbus (ots)

Als hätte es erst des Todes der Benazir Bhutto
bedurft, um endlich den Blick frei zu bekommen auf Pakistan, den 
zentralen Ort der Auseinandersetzung mit dem islamistisch begründeten
Terror. Bei der Taliban-Herrschaft in Afghanistan, dem 11. September 
und dem Netzwerk Al Qaida, selbst bei den Anschlägen in England - 
stets führten die Spuren direkt nach Pakistan.
Jetzt, wo mit Bhutto die vage Hoffnung auf irgendeine Veränderung zum
Positiven gestorben ist, sieht plötzlich alle Welt die Gefahren, die 
Nuklearwaffen, einen völlig zerrissenen Staat unter der Fuchtel von 
Armee und Geheimdiensten. Mit dieser pakistanischen Führung, unter 
solchen religiösen, sozialen und politischen Spannungen ist die 
erfolgreiche Auseinandersetzung mit den Predigern und Anhängern der 
Gewalt nicht zu bestreiten.
Deutlich wird dabei auch die Hilflosigkeit der USA und der Nato. In 
Pakistan selbst sind die Einflussmöglichkeiten beschränkt, im 
Nachbarland Afghanistan reicht es deswegen bestenfalls zu einem 
verlustreichen Abwehrkrieg. Und der findet zunehmend nicht nur in den
Regionen statt, in denen Pakistan und Afghanistan durch das Volk der 
Paschtunen sowieso grenzüberschreitend verbunden sind.
Die immer härteren kriegerischen Auseinandersetzungen offenbaren das 
Ende der Illusionen über die Möglichkeiten des Westens, fernab der 
eigenen Grenzen die Heimat effektiv zu schützen. Deutschland kann 
nicht am Hindukusch verteidigt werden, wenn in Pakistans Hauptstadt 
Islamabad nichts getan wird gegen den stetigen Zustrom von Militanten
und Geld. Die grundsätzliche Frage nach dem Sinn eines dauerhaften 
Engagements der Nato in Afghanistan ist jetzt erst recht 
unbeantwortet. Denn letztlich gibt es keine Befriedung ohne die 
Beteiligung aller regionalen Mächte.
Pakistans Nachbar Indien ist die Heimat von weit über 100 Millionen 
Muslimen. Selbst in China leben mehr Gläubige des Islams als in der 
gesamten EU. Für beide Länder ist auch deswegen das weitere Schicksal
Pakistans von herausragender Bedeutung. Das Ende der Illusionen über 
die Macht des Westens ist verbunden mit der Erkenntnis, dass andere 
ihren Teil der Verantwortung übernehmen müssen und werden. Dies setzt
ein gewisses Maß an Kooperation zwischen den beiden Großmächten 
Asiens voraus - und dabei könnte der Westen behilflich sein.
Indien kommt eine Schlüsselrolle zu. Es hat 1971 eingegriffen, als 
sich das heutige Bangladesch abgespaltet hat. Und Neu Delhi steht 
jetzt wieder vor der Frage, wie lange es eine korrupte Militärkaste 
im Nachbarland gewähren lässt. Dort, nicht in Washington oder Brüssel
wird über die Zukunft Pakistans entschieden.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de

Original-Content von: Lausitzer Rundschau, übermittelt durch news aktuell

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