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Rheinische Post: Versöhnen statt spalten

Düsseldorf (ots)

Von Sven Gösmann
Wenn Matthias Platzeck eine von vielen Zigaretten rauchig gefärbte
Stimme besäße und man während seiner Rede auf dem SPD-Parteitag die 
Augen geschlossen hätte, dann wären gestern Erinnerungen an die 
kuscheligsten Momente mit Johannes Rau wach geworden. In Karlsruhe 
breitete jetzt wieder ein Parteipräsident gewinnend seine Arme aus, 
und alle fanden in ihnen Vergebung und Frieden, die da zuvor mühselig
und beladen durch die rote Reichshälfte getaumelt waren: die arg 
gezauste Ute Vogt, der als glatter Karrierist geschmähte Hubertus 
Heil, selbst die hinterlistige Andrea Nahles.
Versöhnen statt spalten lautete das heimliche Motto der 
Platzeck-Rede. Sie markierte so einen Kulturbruch in der jüngeren 
SPD-Geschichte. Platzeck definiert Politik mehr als Stil- denn als 
Sachfrage. Er ist spürbar entsetzt von seinen zehn Jahren Erfahrung 
mit der sich zerfleischenden Enkel-SPD, bei der oft nur noch die 
blanken Knochen leuchten.
Programmatisch blieb Platzeck allerdings so blass, wie es seine 
Regierungsbilanz in Brandenburg ist. "Linkssein" etwa ist für ihn der
"Geist der Kooperation". Das ist zu wenig für einen Linken. Denn das 
könnte Friedrich Merz auch unterschreiben.
Die Sozialdemokraten haben gestern vor allem einen Moderator an ihre 
Parteispitze gewählt. Das ist gut für die Zukunftsfähigkeit der immer
noch brüchigen großen Koalition, zumal Angela Merkel als 
"sozialisierte Ostdeutsche" (Platzeck) ähnlich tickt. Für die 
Programmpartei SPD jedoch ist das dürftig. Aber das darf man in der 
SPD derzeit nicht laut sagen. Allenfalls denken.

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