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Weser-Kurier: Leitartikel von Andreas Lesch über Fußball und Geld

Bremen (ots)

Wer die Fußball-Bundesliga liebt, wer nach jeder Nachricht giert, die sie produziert, der darf jetzt durchatmen. Seit Montag, 18 Uhr, dürfen die deutschen Klubs keine Spieler mehr kaufen; die Transferperiode ist vorbei. Wochenlang hat der Fußball eine Art Domino für Fortgeschrittene vorgeführt: Klub A hat einen Spieler von Klub B verpflichtet, der sich darauf Ersatz bei Klub C beschaffte. Dieses Domino hat es immer gegeben. Neu waren das Tempo, mit dem gezockt wurde - und die Summen, um die es ging. Früher war die Bundesliga, im Vergleich zu den Ligen in England und Spanien, noch ein Hort der Vernunft. Jetzt aber ist auch ihr Transfermarkt ein irrsinniger Ort. Am schönsten lässt sich das an einer Rochade des VfL Wolfsburg erklären. Die Wolfsburger haben ihr Offensivtalent Kevin De Bruyne für 75 Millionen Euro an Manchester City verkauft - und das Offensivtalent Julian Draxler für 35 Millionen Euro von Schalke 04 geholt. Man muss kein Romantiker von vorgestern sein, um solche Summen pervers zu finden. Sie passen nicht in unsere Zeit; sie wirken fremd in einer Welt, deren Schlagzeilen von Not und Tod beherrscht werden. Natürlich kann der Fußball die Probleme dieser Welt nicht lösen. Aber er darf durchaus einmal überlegen, welches Signal er sendet, wenn er mit Geldmassen hantiert, als seien sie nichts. Das jüngste Transfertheater ist ein Symbol dafür, dass der Profifußball sich immer mehr von der Lebenswirklichkeit der Menschen entfernt. Dass er eine Art Eigenleben führt. Der Fußball, der ein Volkssport sein will, ist immer weniger ein Sport fürs Volk. Er, der bisher noch die verschiedensten Gruppen in unserer Gesellschaft zusammenbringt, wird ein zunehmend elitäres Produkt. In England, in der steinreichen Premier League, wo das Spiel des großen Geldes seinen Anfang genommen hat, lässt sich beobachten, wohin das führen kann: Die Eintrittspreise in den Stadien sind dort für normale Familien kaum mehr bezahlbar. Das breite Publikum, das den Fußball durch seine Begeisterung erst mächtig gemacht hat, verfolgt ihn nur noch im Bezahlfernsehen. Aus der Ferne.

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