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Weser-Kurier: Zur Hochwasser-Reise der Kanzlerin schreibt der "Weser-Kurier" (Bremen) in seiner Ausgabe vom 5. Juni 2013:

Bremen (ots)

Es kann gut sein, dass Angela Merkel Sympathien und Wählerstimmen zufliegen, wenn sie den Hochwasseropfern und den Helfern in Bayern, in Sachsen und Thüringen Zeit und Aufmerksamkeit schenkt. Wenn sie unbürokratische Hilfe verspricht, Hände schüttelt und Sandsäcke schleppt. Die Flut kommt ihr - selbstredend ungewollt - zupass, ihre Imageberater werden vermutlich vor Freude gejuchzt haben: Frau Merkel geizt gewöhnlich mit Charme und Humor. Was man gemeinhin Menscheln nennt, ist nicht ihre Stärke, wenngleich auch nicht ihr erklärtes Ziel. Aber in Passau, Pirna und Greiz ist sie ganz Mutter der Nation. Natürlich hat sich die Kanzlerin jede Geste und Bemerkung haargenau überlegt. Sie hat sich inszeniert, vielleicht nicht ganz so platt, wie man es einem Sigmar Gabriel oder David McAllister oder Guido Westerwelle zutrauen könnte - eben nicht in Gummistiefeln und mit Nordwester. Aber man kann sich sicher sein, dass die Kanzlerin jedes Objektiv jederzeit auf sich gerichtet wusste. Das heißt nicht, dass es ihr an aufrichtiger Anteilnahme fehlt - es wirft nur ein Licht auf die Macht politischer Inszenierungen. Denn Katastrophenalarm ließe sich so gut wie jeden Tag an dem einen oder anderen Ort ausrufen. Nämlich überall da, wo Menschen im übertragenen Sinne das Wasser bis zum Hals steht, wo die Not groß und die Chancen auf ein anderes Leben klein sind. Wenn sich ein Regierungsmitglied oder ein Kandidat in Berlin-Wedding oder -Neukölln einen eigenen Eindruck verschaffte, ohne Kameras vielleicht und ohne Wahltermin, sagten sie dann auch schnelle und unbürokratische Hilfe zu? So wie gestern Angela Merkel: "Wir haben für so viele Dinge Geld, ich denke, gerade in dieser Notsituation werden wir auch Mittel und Wege finden, um den Menschen zu helfen." Leid lässt sich nicht an Leid messen, sicher. Die Opfer der Flut haben jede Hilfe und Zuspruch verdient. Doch man darf fromm wünschen, dass sich der Blick, wenn die Häuser und die Tränen getrocknet sind, auch dahin richtet, wo das Elend zu Hause ist, jeden Tag.

Pressekontakt:

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