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Weser-Kurier: Der "Weser-Kurier" (Bremen) kommentiert in seiner Ausgabe vom 7. März die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen die Firma Windreich

Bremen (ots)

Das musste kommen. Überrascht hat höchstens noch der Zeitpunkt. Eigentlich hätte man schon viel früher mit dem Staatsanwalt rechnen können. In der Branche erzählte man sich längst Geschichten von Handgreiflichkeiten auf süddeutschen Autobahnraststätten, wo aufgebrachte Anleger lautstark ihre Einlagen zurückforderten, von überraschten Windreich-Mitarbeitern, die dort nichts ahnend ihre Firmenautos betankten. Unterdessen posaunte Willi Balz noch eine glamouröse Personalie seiner Ich-AG nach der nächsten in die Welt. Zuletzt die Bestellung der Ex-TV-Talkerin Sabine Christiansen zur stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden - zuständig für Kommunikation. Die hat jetzt ein Problem. Lautstark war der Laden immer schon, aber Transparenz eigentlich nie die wirkliche Stärke von Windreich. Beziehungsweise von Will Balz, der als Alleinaktionär das württembergische Windkraft-Unternehmen seit jeher dominiert hat. Der zahnlose Aufsichtsrat rekrutierte sich einst vorwiegend aus abgehalfterter Politprominenz, mittlerweile ist der stetige Wechsel die Konstante. Alles in allem ein schillerndes Gemisch, das bei einigermaßen vernünftigen Anleger die Alarmglocken schrillen lassen sollte. Seit Monaten bombardierte Willi Balz die Medien mit einer Erfolgsmeldung nach der anderen. Mitteilungen von eindeutigem Kaliber: Erfolg, Erfolg, Erfolg - Windreich schafft es, trotz aller Schwierigkeiten in der Offshore-Windkraft Milliarden-Finanzierungen unter Dach und Fach zu bringen, Windreich ist größter Offshore-Projektierer in der deutschen Nordsee, Windreich ist als einziger Entwickler voll im Zeitplan - und so weiter. Jedem halbwegs nüchtern abwägenden Geldanleger hätte spätestens jetzt ein Licht aufgehen müssen. Auch die Palette der Vorwürfe der Staatsanwaltschaft passt perfekt ins Bild. Sie umfasst alles, was man bei halbseidenen Anlageprodukten befürchten kann. Dass nun die ohnehin schon schwer gebeutelte Offshore-Branche als Ganzes einen neuerlichen Imageverlust erleiden wird, macht es der Energiewende nicht leichter. Wen wundert es, wenn sich seriöse Großinvestoren bei der grassierenden Zockermentalität nicht trauen? Es besteht das Risiko, dass bald nicht nur die Anlegermillionen futsch sind, sondern die Offshore-Windkraft endgültig auf dem Spiel steht - und damit ein Eckpfeiler der Energiewende.

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