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Börsen-Zeitung: Galileo für Europa Kommentar zu Kosten und Nutzen des Satellitennavigationssystem Galileo, von Christof Roche.

Frankfurt (ots)

Es ist entschieden. Der europäische Steuerzahler
bezahlt das Satellitennavigationssystem Galileo, nachdem das 
Industriekonsortium um den Luft- und Raumfahrtkonzern EADS 
hingeschmissen hat. Knapp 4 Mrd. Euro wird die öffentliche Hand für 
das Hochtechnologieprojekt in die Hand nehmen müssen, und das ist 
vermutlich noch niedrig angesetzt. Die Frage stellt sich also: Warum 
springt der Steuerzahler ein für etwas, das auf den ersten Blick alle
Vorteile für ein europäisches Vorzeigeprojekt mit sich bringt? 
Modernste Technik, zukunftsträchtige Dienste und jede Menge 
hochbezahlte Jobs. Der Ausstieg von EADS & Co ist, wie öffentlich 
propagiert, nicht nur an den üblichen Eifersüchteleien um Aufträge 
und Posten in dem europäischen Konsortium gescheitert. Es waren am 
Ende auch die fehlenden Renditeerwartungen, die das Projekt 
straucheln ließen, solange das US-amerikanischen Konkurrenzsystem GPS
Navigationsdienste kostenlos anbietet.
Trotzdem hat die europäische Politik richtig entschieden, die 30 
Galileo-Satelliten im All zu installieren. Europa kann es sich nicht 
leisten, als international führender Hochtechnologiestandort auf den 
Wachstumsmarkt Weltraumtechnik mit aller verbundenen Forschung und 
Entwicklung zu verzichten. Vor allem aber: Aus 
politisch-militärischen Überlegungen heraus wäre ein Absturz von 
Galileo für die Europäische Union eine Katastrophe gewesen. Die 
Bundeswehr, wie auch andere Partnerverbände, sind heute für jede 
Ortung auf die Aufnahmen von GPS angewiesen. Will Europa global auf 
Augenhöhe agieren, dann muss es über eine eigene Weltraumpräsenz 
verfügen, zumal Russen und Chinesen längst dabei sind, konkurrierende
Systeme aufzubauen.
Dazu ist es überfällig, seitens der Politik den Etikettenschwindel
zu beenden und reinen Wein einzuschenken. Galileo ist kein 
ausschließliches ziviles Projekt, sondern integraler Bestandteil 
einer künftigen gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik der Union, 
der auch die militärische Nutzung umfasst. Das rechtfertigt die 
Ausgaben - und soll natürlich niemanden daran hindern, über 
kostenpflichtige zivile Anwendungen die Anfangsinvestitionen wieder 
hereinzuholen, schließlich werden mit dem weltumspannenden Netz 
zahlreiche andere Dienste als nur metergenaue Ortsbestimmungen für 
Autos, Flugzeuge und Schiffe möglich sein.
(Börsen-Zeitung, 9.6.2007)

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