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Boersen-Zeitung: Ziebarts steiniger Weg, Kommentar von Stefan Kroneck zu den Quartalszahlen von Infineon

Frankfurt (ots)

Eine Schwalbe macht bekanntlich noch keinen
Sommer. Ähnlich verhält es sich bei Infineon. Der Halbleiterkonzern 
liefert zwar dank eines saisonal ungewöhnlich robusten Jahresauftakts
unerwartet gute operative Quartalszahlen, der Ausblick des 
Managements für den weiteren Geschäftsverlauf bleibt aber vage.
Mehr noch: Hohe Zinslasten und anstehende Kosten für die 
bevorstehende Abspaltung der Speicherchipaktivitäten trüben das Bild.
In dieser Gemengelage ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass der 
Konzern im laufenden Geschäftsjahr erneut tiefrote Zahlen sowohl 
operativ als auch nach Steuern schreibt. Analysten rechnen mit einem 
Ebit-Fehlbetrag zwischen 150 und 200 Mill. Euro nach einem 
Vorjahresverlust von 183 Mill. Euro. Die jüngst gestiegenen 
Chippreise reichen nicht mehr aus, in diesem Jahr eine überzeugende 
Wende zum Besseren herbeizuführen.
Das sind eigentlich keine Zahlen und Perspektiven, die bei 
Investoren Begeisterung hervorrufen. Infineon ist das einzige 
Dax-Unternehmen, das Nettoverluste schreibt. Doch der Konzern hat in 
der Vergangenheit mit hohen Defiziten die Nerven der Anleger derart 
strapaziert, dass bereits kleinere Erfolgsmeldungen die Erwartungen 
hochtreiben - abzulesen an einem seit Tagen steigenden Aktienkurs. Ob
diese Wertzuwächse gerechtfertigt sind, muss sich erst noch erweisen.
Vorstandschef Wolfgang Ziebart weckt jedenfalls mit einem kleinen 
operativen Gewinn bei den Speicherchips im Markt die Hoffnung, dass 
Infineon bei der Abspaltung der Sparte in die neu gegründete Tochter 
Qimonda schneller vorankommt als geplant. Mancher bewertet dies gar 
als Auftakt für wachsende Erträge in diesem schwankungsanfälligen und
risikoreichen Geschäftsfeld.
Doch Gemach! Mit der kümmerlichen Marge von 3,2% sind die 
Speicherchipaktivitäten weit davon entfernt, ihre Kapitalkosten zu 
verdienen. Der Weg einer nachhaltigen Profitabilität, wie es Ziebart 
verspricht, ist bei Qimonda keineswegs gesichert. Ein Umschlag im 
Zyklus kann das Bild rasch eintrüben. Somit ist er unter Zeitdruck, 
die Trennung via Börsengang so schnell wie möglich zu vollziehen, 
bevor sich die Stimmung an den Märkten verschlechtert. Denn eine 
defizitäre Chipfirma liefert keine gute Grundlage für ein 
erfolgreiches IPO - an dieser Basis mangelt es aber bei Infineon noch
deutlich.
(Börsen-Zeitung, 27.4.2006)

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