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Boersen-Zeitung: Fitnessplan der Bundesbank, Kommentar von Jürgen Schaaf zur Bilanzpressekonferenz der Deutschen Bundesbank

Frankfurt (ots)

Fast pünktlich zum Jahreszeitenwechsel stellte
die Bundesbank ihren Frühlingsdiätplan vor. Dass sie weiterhin 
abspecken muss, seit die geldpolitische Kompetenz an die europäische 
Ebene übertragen wurde, ist offenkundig. Der Befund wird auch nicht 
dadurch entschärft, dass schon einige Pfunde gepurzelt sind. Auf gut 
12000 Mann ist das übergewichtige Institut von früher einmal knapp 
16000 geschrumpft. Zwar will sie weiter den Personalbestand 
verkleinern, aber mit geringerem Tempo.
Nun kann die Notenbank ihre Personaldecke nicht so flexibel und 
schnell ausdünnen wie eine angelsächsische Investmentbank in der 
Baisse. Beamtenrecht und der Behördenstatus stecken enge Grenzen ab. 
Umso wichtiger ist daher, dass die Bundesbank ihr 
Aufgaben-Portefeuille optimiert.
Auf den ersten Blick hatte allerdings das, was Bundesbankpräsident
Axel Weber auf der Bilanz-Pressekonferenz als die Kerngeschäftsfelder
seines Hauses präsentierte, wenig Visionäres. Weber ließ jedoch 
erahnen, wie er sich die Bundesbank der etwas ferneren Zukunft 
vorstellt, welche der Kernaufgaben ihm also am "kernigsten" 
erscheinen. Die tragende Säule der Daseinsberechtigung der Bundesbank
ist - und bleibt - die Sicherung stabilen Geldes im Euroraum. Hinzu 
kommen die Bankenaufsicht und das Finanz- und Währungssystem. Diese 
drei Felder passen ausgezeichnet zusammen. Sie profitieren von und 
unterstützen außerdem die Bereiche internationale Kooperation und 
volkswirtschaftliche Forschung. Gerade die volkswirtschaftliche 
Forschung ist dem passionierten Wirtschaftprofessor eine 
Herzensangelegenheit, liebäugelt er doch damit, das Ressort 
Volkswirtschaft selbst zu leiten.
Die arbeitsintensiven Bereiche Bargeld und Zahlungsverkehr dagegen
passen nicht in das ansonsten stimmige Konzept. Die Sollbruchstellen 
im Organigramm sind offensichtlich. Geld und Zahlungsverkehr dürften 
langfristig nicht mehr in Eigenregie umgesetzt werden.
Ein solcher Diätplan zum Frühjahr ergäbe Sinn: Die Mannschaft muss
weiter verschlankt werden. Aber auch das Aufgabenspektrum muss 
schmaler werden. Von überflüssigen Aufgaben sollte die Bundesbank 
sich daher trennen, wobei nichts auf die lange Bank geschoben werden 
darf. Denn die Zeit drängt, das eigene Profil im Konzert der 
nationalen Notenbanken zu schärfen.
(Börsen-Zeitung, 22.3.2006)

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