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Börsen-Zeitung: Warum Aktien out sind, Kommentar zur Studie des Deutschen Aktieninstitutes von Christopher Kalbhenn

Frankfurt (ots)

Nach den schmerzhaften Mittelabflüssen der
Aktienfonds im ersten Halbjahr kann der deutliche Rückgang der
deutschen Aktionärszahlen niemanden mehr überraschen. Das ändert
allerdings nichts an der Tatsache, dass der Verlust von über 500000
Aktionären für den Kapitalmarkt ein herber Rückschlag ist, nachdem
ihre Zahl zuvor seit dem zweiten Halbjahr 2002 stabil war.
In zweifacher Hinsicht schlagen sich in den neuen Zahlen des
Deutschen Aktieninstituts die Folgen der Übertreibungsphase bis zum
Jahr 2000 sowie des anschließenden Crashs nieder. So haben
Privatanleger im ersten Halbjahr – anders als 1999 und Anfang 2000 –
den kräftigen Anstieg des Aktienmarktes zum Anlass genommen, Gewinne
mitzunehmen. Auch wurde die Gelegenheit genutzt, sich mit geringeren
Verlusten aus älteren Aktienpositionen zu verabschieden, als dies ein
Jahr zuvor möglich gewesen wäre. Außerdem haben die Privatanleger die
vielen Betrugsskandale des Neuen Marktes nicht vergessen, zumal sie
durch ihre gerichtliche Abarbeitung in den Medien präsent bleiben.
Trotz der umfangreichen gesetzgeberischen und regulatorischen
Bemühungen zum Schutz des Anlegers wird noch viel Zeit vergehen, bis
das Vertrauen in den Aktienmarkt wieder hergestellt ist.
Dass Aktien bei den Anlegern derzeit out sind, hat jedoch auch
Ursachen jenseits des Kapitalmarktes. Die Deutschen sind
verunsichert, weil ihre Lebensrisiken erheblich zunehmen. Angst vor
Arbeitsplatzverlust, die Aussicht auf stagnierende, wenn nicht gar
sinkende Löhne, zunehmende Belastungen durch das Gesundheitssystem,
die ungelöste Rentenfrage etc. bestimmen derzeit das Handeln großer
Teile der Bevölkerung. Die Folge ist eine ausgeprägte Sparneigung mit
eindeutiger Bevorzugung sicherer Anlageformen. Dividendentitel sind
da nicht gefragt. Wer kauft schon Aktien, wenn er fürchtet, sie ein
Jahr später unter Umständen mit Verlust verkaufen zu müssen?
Die gesunkene Aktienakzeptanz ist aber auch Folge einer immer noch
unterentwickelten Aktienkultur sowie fehlenden wirtschaftlichen
Sachverstands. Beides führt dazu, dass die Anleger zu pessimistisch
sind. Wurden im Jahr 2000 bei einem Dax-KGV von über 30 bedenkenlos
Aktien gekauft, wird jetzt nicht erkannt, dass bei einem KGV von 13,5
die Risiken überschaubar sind und sich langfristig sogar gute Chancen
ergeben. Für Letzteres sprechen nicht zuletzt die gefürchteten
Reformen und die Kostensenkungsmaßnahmen der Unternehmen. Auch wenn
sie zunächst mit Härten verbunden sind, werden sie langfristig den
Wirtschaftsstandort Deutschland stärken und damit sowohl
Arbeitsplätze sichern als auch den Aktienmarkt stützen.
ots-Originaltext: Börsen-Zeitung

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