Alle Storys
Folgen
Keine Story von Börsen-Zeitung mehr verpassen.

Börsen-Zeitung

Börsen-Zeitung: Investitionsoffensive, Kommentar zum Jahreswirtschaftsbericht von Angela Wefers

Frankfurt (ots)

Selten waren die Bedingungen für das Wachstum in Deutschland so gut wie heute. Ein niedriger Ölpreis, minimale Finanzierungskosten durch niedrige Zinsen und ein günstiger Wechselkurs. Der Arbeitsmarkt boomt: Die Beschäftigung wird 2016 ebenso eine neue Spitzenmarke erreichen, wie die Arbeitslosigkeit Tiefstwerte liefert. Und doch wächst die deutsche Wirtschaft nicht in dem Ausmaß, wie sie eigentlich könnte.

Die Prognose der Bundesregierung erscheint realistisch. Sie schätzt die Wachstumsrate für 2016 auf 1,7% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) - so wie im Jahr zuvor. Berlin bleibt damit moderater als der Industrieverband BDI mit zwei Zehntelprozentpunkten mehr, bewegt sich aber auf demselben Niveau wie etwa die Volkswirte der privaten Banken. Nur der DIHK, die Dachorganisation der Industrie- und Handelskammern, ist mit plus 1,3% pessimistischer.

Die - trotz Flüchtlingskrise und Wachstumsschwäche um Deutschland herum - auf den ersten Blick beachtliche BIP-Rate ist gleichwohl enttäuschend. Die günstigen Voraussetzungen hierzulande erlauben eigentlich ein höheres Plus. Die Diagnose: Unternehmen investieren zu wenig - nach Analyse von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) weil sie teilweise ihren Absatzmärkten gefolgt sind, weil teilweise Kapazitäten noch nicht ausgelastet waren und weil Unsicherheiten durch Finanzkrise und Energiewende nachwirkten. Deshalb ist es gut und richtig, dass die Bundesregierung nun das Augenmerk darauf legt, wie sie Investitionen stärken kann. Ein großes Industrieland wie Deutschland muss eine viel höhere relative Investitionsquote zum BIP aufweisen als der Durchschnitt der Mitgliedsländer der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Tatsächlich liegt sie aber nur knapp darüber.

Es reichte aber nicht aus, nur viel Geld in die Hand zu nehmen, um es vom Bund auf Länder und Kommunen umzuverteilen - wie es mit Entlastungen von 45 Mrd. Euro bis 2018 geschieht. Die Mittel müssen auch so eingesetzt werden, dass sie tatsächlich Investitionen und Wettbewerb fördern. Die Rahmenbedingungen sind also entscheidend. Die geplante Novelle der Fusionskontrolle für den digitalen Sektor mag überfällig sein. Wenn Gabriel sich aber über allen Expertenrat hinwegsetzt und mit einer Ministererlaubnis wie bei Edeka/Kaiser's Tengelmann den Weg frei macht, ist das kontraproduktiv. Berlin müsste zudem ein Bild der Verlässlichkeit bieten. Dies fehlt auch in der Flüchtlingskrise.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Börsen-Zeitung
Weitere Storys: Börsen-Zeitung
  • 26.01.2016 – 20:55

    Börsen-Zeitung: Bildgebendes Verfahren, Kommentar zu Philips von Stefan Paravicini

    Frankfurt (ots) - Den vierteljährlichen Finanzbericht kann man aus Sicht eines Investors mit der Anwendung eines bildgebenden Verfahrens vergleichen. Denn was Computertomografie (CT), Magnetresonanztomografie (MRT), Ultraschall oder Infrarotstrahlung für den Patienten leisten, das soll der Quartalsbericht für die Eigentümer eines Unternehmens liefern: ein Bild ...

  • 25.01.2016 – 20:50

    Börsen-Zeitung: Ohne Moos nix los, Kommentar zu Fintech von Björn Godenrath

    Frankfurt (ots) - Rund 100 Mill. Euro will die Stadt Hamburg für einen neuen Venture-Fonds mobilisieren, der Anschlussfinanzierungen für Start-ups der späteren Wachstumsphase bereitstellt. Einen entsprechenden Antrag haben SPD und Grüne dieser Tage in die Bürgerschaft eingebracht. Die bereits einen Frühphasenfonds nährende Hansestadt lässt sich nicht lumpen, ...

  • 22.01.2016 – 19:40

    Börsen-Zeitung: Angst vor der großen Krise, Kommentar zum Ölmarkt von Christopher Kalbhenn

    Frankfurt (ots) - In einem Punkt sind sich Strategen und Analysten weitgehend einig gewesen, als sie ihre Prognosen für das Jahr 2016 erstellten: Die Marktteilnehmer müssen sich auf anhaltend hohe, vielleicht sogar weiter zunehmende Volatilität einstellen. Nach den ersten drei Wochen des Jahres wird sich da wohl kaum noch Widerspruch regen. Dass die Risiko-Assets ...