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Börsen-Zeitung: Das große Schweigen, Kommentar zur Fusion Deutsche Börse mit Nyse Euronext von Dieter Kuckelkorn

Frankfurt (ots)

Politiker reden gerne viel, manchmal auch zu viel. Dadurch gelangen mitunter Informationen in die Öffentlichkeit, die offensichtlich nicht für diese bestimmt sind. So verkündete jetzt der einflussreiche US-Senator Charles Schumer nach einem Gespräch mit Nyse-Euronext-CEO Duncan Niederauer, ihm sei mitgeteilt worden, nach der Fusion mit der Deutschen Börse werde der neue Konzern vom Nyse-Team kontrolliert, mit Niederauer als CEO.

Später, als Schumer klar wurde, dass Äußerungen dieser Art jenseits des Atlantiks nicht so gut ankommen, gab es eine Korrektur durch Schumers Sprecher: Der Senator habe nicht den Eindruck erwecken wollen, über das CEO-Arrangement hinaus umfassenderes Wissen über den Deal zu haben - dennoch drängt sich der Eindruck auf, dass Schumers Einschätzung die Erwartungen des Nyse-Euronext-Managements widerspiegelt.

Spätestens die Äußerung Schumers sollte führende Persönlichkeiten des Finanzplatzes Frankfurt auf den Plan rufen. Denn während es in New York und auch in Paris zahlreiche Reaktionen und eine lebhafte Diskussion gibt, herrscht hierzulande ein merkwürdiges Schweigen vor. Fragt man bei Protagonisten am Finanzplatz nach, so bekommt man zu hören, es seien ja viel zu wenig Details bekannt, als dass man sich zu der Börsenfusion bereits äußern könne. Der hessische Wirtschaftsminister hat eine ähnliche Erklärung abgegeben. Abgetaucht sind auch die Frankfurter Finanzplatzinitiativen sowie die Interessenverbände. Und im Berliner Finanzministerium hieß es gar sinngemäß, es handele sich um einen privatwirtschaftlichen Deal, mit dem man nichts zu tun habe.

Die damit demonstrierte Gelassenheit könnte sich als verhängnisvoll erweisen. In den USA baut sich nämlich starker Druck auf, um die eigenen Standpunkte durchzusetzen. Bei uns scheint sich hingegen noch niemand dafür zu interessieren, ob und inwieweit deutsche Interessen zur Disposition gestellt werden. Dabei steht viel auf dem Spiel, auch und gerade für die Emittenten: New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg merkte erfreut an, die Fusion werde dafür sorgen, dass sich US-Bilanzierungsnormen rund um den Globus durchsetzen. Es wird Zeit, dass auch die Akteure hierzulande klarstellen, was im Rahmen des Börsendeals akzeptabel ist und was nicht. Wie das Beispiel Paris gezeigt hat, kann durch Desinteresse der Abstieg in die Bedeutungslosigkeit folgen.

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