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Börsen-Zeitung: Ein wenig besorgniserregend, Kommentar zum Hochzinsanleihe-Markt von Kai Johannsen

Frankfurt (ots)

Es gibt eine gute Nachricht für alle Unternehmen
mit einer Bonitätseinstufung im Sub-Investment-Grade-Bereich, d.h. 
einer Kreditwürdigkeitsnote von "BB+" (Agenturen Standard&Poor's und 
Fitch) bzw. "Ba1" (Moody's) bis "CCC-" bzw. "Caa3". Es ist vollkommen
gleichgültig, ob die Banken an diese Firmen nun Kredit vergeben oder 
nicht, denn das Fremdkapital kann nun mit Leichtigkeit über andere 
Kanäle besorgt werden, und zwar über den Bondmarkt für 
hochverzinsliche Wertpapiere.
Seit der abgelaufenen Handelswoche ist das Emissionssegment dieser
sogenannten High-Yielder wieder offen,und so, wie es derzeit 
aussieht, wohl auch in seiner gesamten Breite, von Firmen, die in den
nächsten fünf Minuten ausfallen werden, vielleicht einmal abgesehen. 
Den Türöffner spielte Heidelberg Cement, die einen gigantischen 
Bondauftritt hinlegte, und zwar in jeder Hinsicht. Der 
Baustoffkonzern kam mit drei Anleihetranchen von fünf, sieben und 
zehn Jahren Laufzeit. Das zehnjährige Papier gab es auch nur auf 
Wunsch der Investoren, der Emittent wollte eigentlich nur zwei 
Anleihen bringen und darüber mehr als 1 Mrd. Euro bei den Investoren 
lockermachen.
Was sich dann allerdings am Dienstag bei der Orderbücheröffnung 
abspielte, dürfte so mancher Finanzvorstand angesichts der Erfahrung 
von in der Krise vollkommen ausgetrockneten Primärmärkten für 
Corporate Bonds schon als paradiesisch bezeichnen. Die Investoren 
standen Schlange, um ihr Geld bei den Heidelbergern abzuliefern. 
Zeichnungswünsche von mehr als 700 Investoren sorgten letzten Endes 
für ein Orderbuch von mehr als 10 Mrd. Euro. Heidelberg Cement konnte
wahrlich aus dem Vollen schöpfen und tat das auch. Wen wundert's? 2,5
Mrd. Euro wurde der Deal mit den drei Tranchen schwer. Rekord am 
Euro-High-Yield-Markt. Ohne Frage: Die Investoren hatten sich auf 
eine hohe Überzeichnung eingestellt und wussten sicherlich auch, dass
sie in der Allokation zurechtgestutzt würden. So manche Order dürfte 
also inflationiert gewesen sein.
Strahlende Gesichter dürfte es in Heidelberg auch beim Blick auf 
die Konditionen - kein Vergleich zum "Vorkrisenniveau" - gegeben 
haben. Die Investoren bekamen für die Fünfjährige einen Kupon von 
7,5% (endfällige Rendite: 7,875%), für die Siebenjährige 8% (8,5%) 
und für die Zehnjährige einen Kupon von 8,5% (9%).
Rückblende: Im März dieses Jahres wollte sich der mexikanische 
Zementhersteller Cemex 500 Mill. Dollar besorgen. Dabei war ein Kupon
von 20% am Markt im Gespräch. Der Auftritt musste mangels 
Investorennachfrage abgesagt werden. Heute begnügen sich die 
Investoren aber bei einem im Einfach-B-Bereich benoteten Emittenten 
mit Kupons, die vor wenigen Monaten von Investment-Grade-Firmen 
gezahlt werden mussten, um Fremdkapital zu bekommen. Peugeot (Rating:
"BBB-") musste Anfang Juli für fünf Jahre noch einen Kupon von 8,375%
bieten. Bei ThyssenKrupp waren es Anfang Juni für ebenfalls fünf 
Jahre Laufzeit noch 8% Kuponverzinsung. Bei ArcelorMittal mit einem 
Rating von "BBB+", also fünf bis sieben Bonitätsstufen besser 
bewertet als die Heidelberger, waren es Ende Mai für vier und sieben 
Jahre Laufzeit 8,25% und 9,375%. Die Liste ließe sich beliebig 
fortsetzen.
Doch damit nicht genug: Der Höhepunkt in Sachen 
Investorennachfrage nach den Bonds aus Heidelberg konnte im 
Sekundärmarkt beobachtet werden. Die Bonds waren gerade einmal zwei 
Stunden im Handel, da waren die Spreads, d.h. die Risikoaufschläge 
über der risikolosen Verzinsung, - gemessen an den Bundesanleihen - 
schon extrem zusammengeschnurrt: am langen Ende schon um mehr als 70 
Basispunkte.
Aus Emittentensicht ist es zweifelsohne erfreulich, dass der Markt 
wieder offen ist. Wäre der Deal von Heidelberg Cement schiefgegangen 
und hätte der Baustoffhersteller die Transaktion mangels Nachfrage 
womöglich absagen müssen, wäre das einer Katastrophe gleichgekommen. 
Banken, die die Kreditvergabe einschränken, und weiterhin 
geschlossene Primärmärkte wären für die Unternehmen, die dringend 
Refinanzierungsmittel benötigen, so ziemlich das Letzte gewesen, was 
sie brauchen. Aber wie meinte doch gleich ein Marktteilnehmer, der 
den Konditionen aus Emittentensicht Respekt zollte? "Es ist auch ein 
wenig besorgniserregend, wie schnell sich dieser Markt entwickelt." 
Wirklich nur ein "wenig" besorgniserregend?

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