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Börsen-Zeitung: Prognosen auf dem Prüfstand, Marktkommentar von Thorsten Kramer

Frankfurt (ots)

Man kann den ernüchternden Konjunkturdaten der
europäischen Statistikbehörde Eurostat, die Deutschland, Italien und 
Spanien am Freitag nach vorläufigen Berechnungen eine Rezession 
bescheinigt hat, wenigstens einen positiven Aspekt abgewinnen: Es 
herrscht jetzt mehr Klarheit. Somit dürfte die neue Handelswoche 
zeigen, ob an Europas Aktienmärkten tatsächlich schon eine Rezession 
in die Kurse eingearbeitet worden ist, so wie von vielen 
Marktanalysten seit längerem prognostiziert, oder ob sich längst noch
nicht alle Anleger entsprechend positioniert haben. Zumindest die 
erste Reaktion auf die vor dem Wochenende veröffentlichten Daten gibt
den Experten recht. Denn: Es gab keine spürbare Reaktion. Dies dürfte
die erhitzten Gemüter an der Börse ein wenig abkühlen.
Welche Signale gehen von dieser moderaten Reaktion der 
Aktienmärkte auf diese Zahlen außerdem aus? Leider keine. Dies liegt 
vor allem daran, dass Investoren dem Markt so lange fern bleiben 
werden, bis eine halbwegs verlässliche Orientierung gegeben ist. Dazu
wird es aber erst kommen können, wenn sich abzeichnet, wie schwer 
diese Rezession ausfallen und wie lange sie voraussichtlich andauern 
wird.
Anhaltende Verunsicherung
Mit Blick auf die extrem negativen Nachrichten zu 
Auftragseingängen und Stimmungsindikatoren sowie die extrem 
zurückhaltenden Ausblicke vieler Unternehmen im Laufe der vergangenen
Wochen ist damit in den nächsten Monaten kaum zu rechnen. So hoffen 
Marktteilnehmer auch erst für das Frühjahr auf richtungsgebende 
Signale. Dabei ist allerdings zu bedenken, dass die Erwartungen und 
Prognosen der jüngeren Vergangenheit wegen der fortwährenden 
Verwerfungen im Zuge der Finanzkrise mit größter Vorsicht zu genießen
waren. Ob die im Frühjahr getroffenen Aussagen also verlässlich sind,
bleibt fraglich. Das wird darüber hinaus für Verunsicherung sorgen.
Aktuell scheinen die Aussichten der Aktienkurse in jedem Fall stark 
von den Nöten großer Anleger und dabei vor allem den Hedgefonds 
abzuhängen. So setzten seit der Wochenmitte im späten europäischen 
Handel stets umfangreiche Verkäufe von US-Anlegern ein, die wohl zu 
Recht als Zwangsliquidationen einzuordnen sind. Die Anlagevehikel 
haben mit immensen Mittelabflüssen zu kämpfen. Allein im Oktober, als
die Aktienmärkte weltweit unter extremen Abgabedruck geraten sind, 
zogen Anleger aus Hedgefonds rund 100 Mrd. Dollar ab, zeigen die 
Statistiken des Branchendienstes Eurekahedge. Die Manager dieser 
Fonds müssen deshalb nicht selten wahllos Positionen verkleinern oder
sogar schließen. Und davon scheinen nun zunehmend auch Europas 
Aktienmärkte betroffen zu sein, nachdem diese Investorengruppe 
zunächst vor allem von den Märkten der Schwellenländer Mittel 
abgezogen hatte. Nicht umsonst gelten am Markt die Transaktionen der 
Hedgefonds zurzeit als besonders großes Risiko, zumal sie aufgrund 
der Intransparenz in dieser Branche kaum abzuschätzen sind.
Hohe Volatilität
Denjenigen, die inzwischen mehr Chancen als Risiken erkennen, 
spielt diese Entwicklung in die Karten. Speziell an sehr schwachen 
Börsentagen wollen diese Anleger, die auf lange Sicht in jedem Fall 
höhere Notierungen erwarten, Stücke einsammeln, um sich dann in einem
oder in zwei Jahren über eine ansehnliche Rendite zu freuen. Und so 
werden die Indizes in der nahen Zukunft weiterhin so stark auf- und 
abwärts schwanken wie in den zurückliegenden Tagen, als dieses 
Phänomen bereits zu beobachten war.
Berücksichtigen müssen die optimistisch eingestellten Adressen nun
allerdings, dass Unternehmen zunehmend auf Aktienrückkäufe 
verzichten, beziehungsweise bereits laufende Aktienrückkaufprogramme 
aussetzen oder stoppen, um das Eigenkapital zu schonen. Zu diesen 
Unternehmen zählten zuletzt Zurich Financial Services und die London 
Stock Exchange. Für den Gesamtmarkt ist das ein schlechtes Signal. Er
verliert damit einen weiteren Impulsgeber, nachdem zuvor schon die 
Zahl und das Volumen der Übernahmen und Fusionen eingebrochen war, 
und viele an Wert orientierte Investoren ihre Vermögen lieber in 
Festgelder umgeschichtet hatten.

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