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Börsen-Zeitung: Manege frei! Kommentar zu den Finanzmärkten von Frank Bremser

Frankfurt (ots)

Selten hat es ein Marktexperte schöner
formuliert als zuletzt der Chefvolkswirt der DekaBank Ulrich Kater: 
"Die Finanzmärkte sind wie am Nasenring von den Rohstoffpreisen durch
die Manege gezogen worden." Die Hausse der Commodities ist das Thema,
das alle Teile der Finanzmärkte bestimmt. Aber wer zuletzt am Ölmarkt
investiert war, der brauchte sehr starke Nerven. Denn die Preise sind
- um im Zirkusbild zu bleiben - vom Hochseil gestürzt.
Doch was ist geschehen bzw. was geschieht derzeit, dass es zu 
solch heftigen Einbrüchen kommen konnte? Da ist zum einen der 
Dauerbrenner Finanzmarktkrise, der im Zirkus Weltwirtschaft die Rolle
des stets nervenden, immer wieder auftauchenden und unlustigen Clowns
übernommen hat: Keiner mag ihn sehen, aber keiner weiß, wie man ihn 
loswerden kann. Und in der gerade beendeten Handelswoche hat der 
Finanzkrisenclown wieder einmal die Manege betreten: Denn sobald die 
marktimmanenten Nachrichten ausbleiben und es von technischer Seite 
wenig zu sagen gibt, beginnen Investoren wieder darüber nachzudenken,
wie die weltwirtschaftliche Situation ist, und sich ein düsteres Bild
von Rezession und mangelnder Nachfrage zu malen. Dies ist in der 
gerade beendeten Handelswoche geschehen und es wird sich auch in der 
neuen Woche wieder ereignen.
Großer Nachholbedarf
Doch wie düster ist die Situation wirklich? Sicherlich belastet 
die Krise die Weltwirtschaft, aber trotz aller Probleme haben sich 
die Träger des Aufschwungs der jüngsten Vergangenheit als erstaunlich
robust erwiesen: Die Emerging Markets wachsen immer noch mit 
Steigerungsraten, die man in Europa und den USA bestenfalls noch vom 
Hören-Sagen kennt. Und rechnet man einmal etwa den Rohstoff-Verbrauch
in Pro-Kopf-Größen um, dann besteht von dieser Seite wenig Sorge, zu 
groß ist der Nachholbedarf im Vergleich etwa zu den USA, Deutschland 
oder Japan.
Auch aus diesem Grund haben sich zuletzt die Marktbeobachter, die 
sich selbst gerne als Direktoren im weltweiten Finanzzirkus sehen, 
nicht von dem Preissturz aus der Fassung bringen lassen: Die 
Analysten und Volkswirte der großen Investmentbanken bestätigen ihre 
Kursziele. So bekräftigen etwa die Experten von Goldman Sachs ihre 
Prognose von 149 Dollar je Barrel Erdöl bis zum Jahresende.
Die fundamentalen Daten seien mehr zu beachten als der wieder 
erstarkte Dollar, der eher preissenkend wirkt. Den Nachfragerückgang 
aus China erklären Experten damit, dass viele Fabriken während der 
Olympischen Spiele geschlossen waren und die Nachfrage deshalb sank. 
In den nächsten Monaten wird diese aber wieder steigen. Auch andere 
Banken rechnen daher damit, dass der Preis anziehen wird.
Dompteure beratschlagen
Und in der neuen Woche werden noch andere Mitspieler als Clowns 
und Direktoren das Unterhaltungsprogramm ganz entscheidenden prägen: 
Denn für den Dienstag haben die vermeintlichen Ölpreisdompteure ihren
Auftritt angekündigt: Die Vertreter der Opec treffen sich in Wien und
beratschlagen über ihre weiteren Schritte. Und da sie die 100 Dollar 
als Mindestpreis unbedingt halten wollen, dürfte in der kommenden 
Woche wieder einmal ein interessantes Zirkusschauspiel zu beobachten 
sein: Je nachdem, zu was die Herren sich durchringen, wird der 
Ölpreis wie ein dressiertes Tier nach oben oder nach unten springen.
Auch ein anderer Punkt könnte den Ölpreis in der neuen Woche zum 
springen oder stürzen bringen, nämlich die amerikanische 
Hurrikan-Saison, die nun auf vollen Touren ist. Was diese mit den 
Preisen anstellt, war in der gerade beendeten Handelswoche 
eindrucksvoll zu beobachten, als "Gustav" über den Golf von Mexiko 
fegte und glücklicherweise nur wenige schwere Schäden bei Menschen 
und Gebäuden anrichtete. Doch auf Gustav folgen die Wirbelstürme 
Hanna, Ike und Josephine, und dies sind nur diejenigen, denen man 
schon einen Namen gegeben hat.
Deshalb kann es auch in der kommenden Woche nur heißen: "Manege 
frei" für viele neue Sensationen in der Rohstoffmanege und im 
Finanzmarktzirkus.

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