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Börsen-Zeitung: Fait accompli Kommentar zur Fusion von Freenet und Debitel, von Heidi Rohde.

Frankfurt (ots)

Nach monatelanger Schlammschlacht um Freenet hat
das Unternehmen nun selbst Tatsachen geschaffen. Mit der Entscheidung
für einen Schulterschluss mit Debitel droht Freenet nicht länger das 
Filetierbeil, das Konkurrent United Internet mit lautem Getöse 
geschwungen hat. Stattdessen haben die Hamburger selbst das Heft des 
Handelns zurückgewonnen.
Die Aktionäre sehen es mit gemischten Gefühlen, wie die 
Achterbahnfahrt der Aktie nach Bekanntwerden der Transaktion zeigt. 
Kein Zweifel, ein Großteil hätte gern eine Cash-Offerte des größten 
Einzelaktionärs United Internet über 17,30 Euro je Freenet-Aktie 
angenommen, statt Anteilseigner eines Unternehmens zu werden, das in 
einem von Preisverfall und Wettbewerbsdruck geprägten Mobilfunkmarkt 
zusehen muss, wie es einen hohen Schuldenberg abbaut und deshalb die 
Dividende fürs laufende Jahr sogleich für gestrichen erklärt.
Dieses für die ausstiegswilligen Freenet-Aktionäre betrübliche 
Szenario - zu dem noch die Verwässerung ihrer Anteile durch den neuen
Großaktionär Permira kommt - verkennt allerdings, dass United 
Internet, niemals bereit war, sich die begehrten DSL-Aktivitäten von 
Freenet zu jedem Preis zu sichern. Stattdessen kauft man in Montabaur
gern billig oder gar nicht. Letzteres wird sich bald zeigen, denn 
Freenet und Debitel haben mit ihrem Deal zugleich den lange 
erwarteten Startschuss für die Konsolidierung im deutschen 
Telekommunikationsmarkt gegeben, die sowohl im Mobilfunk als auch im 
breitbandigen Festnetz (DSL) überfällig ist. Als neue Nummer 3 im 
Mobilfunkmarkt will Freenet sich - meistbietend - von seinen 
Randaktivitäten trennen. Dazu zählt in erster Linie der 
DSL-Kundenstamm, auf den außer United Internet auch andere, 
namentlich Versatel und auch Telefónica, ein Auge geworfen haben.
Für die bei Freenet engagierten institutionellen Investoren mag 
dies ein schwacher Trost sein, denn die Erlöse müssen zunächst in die
Schuldentilgung gesteckt werden. Bis sich der Aktienkurs, aus dem 
vorläufig die Übernahmephantasie entwichen ist, kraft Umsatz- und 
Ertragswachstum der neuen Gruppe spürbar nach oben bewegt, dürfte 
einige Zeit verstreichen. Der Debitel-Eigner Permira, für den der 
Deal den Charme eines sonst kaum in Aussicht stehenden Exits hat, 
wird als neuer Freenet-Aktionär ebenfalls Geduld mitbringen müssen.
(Börsen-Zeitung, 29.4.2008)

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