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Börsen-Zeitung: Zweite Heimat, Kommentar zur neugegründeten Osteuropa-Holding der Commerzbank von Bernd Wittkowski

Frankfurt (ots)

Osteuropa soll für die Commerzbank zur zweiten
Heimat werden. Das ist die Logik hinter der Bündelung der regionalen 
Aktivitäten in einer Holding, die künftig als eigenständiges Segment 
gleichberechtigt neben Bereichen wie Privat- und Geschäftskunden oder
Mittelstandsbank stehen wird. In Polen fühlen sich die Gelben längst 
wie zu Hause. Ihre dortige BRE Bank schreibt eine Erfolgsstory. Das 
Geschäftsmodell der Tochter mBank, einer "polnischen Comdirect", wird
sukzessive auf weitere Länder übertragen, in der Slowakei und 
Tschechien hat man binnen drei Monaten schon insgesamt 70000 
Neukunden gewonnen. Und nach der gelungenen Übernahme der Bank Forum 
in der Ukraine ist davon auszugehen, dass die Commerzbank in der 
Region weitere Akquisitionsziele bereits fest im Blick hat.
Die BRE Bank galt einst als Gelegenheitskauf ohne schlüssiges 
Gesamtkonzept. Doch nach und nach wurde aus dem opportunistischen 
Ansatz in Osteuropa eine richtige Strategie. Die Gründung der Holding
ist Resultat der damit zunehmenden Komplexität und Größe dieser 
Aktivitäten, und sie ist ein klares Signal an den Kapitalmarkt: Uns 
ist es ernst mit Osteuropa. Die Berufung des bisherigen 
Comdirect-Chefs Andre Carls an die Spitze der Dachgesellschaft 
verstärkt dieses Signal noch. Der 44-Jährige, der im gelben 
Geldkonzern zur Truppe der "jungen Wilden" gehört, hat schon beim 
größten deutschen Online-Broker eine respektable Leistung 
abgeliefert.
Mit ein wenig Fantasie kann man sich mittelfristig sogar einen 
Börsengang der Holding etwa nach dem Muster der Raiffeisen 
International, der Steuerungseinheit des österreichischen 
RZB-Konzerns für Mittel- und Osteuropa, vorstellen.
Die Commerzbank kommt mit ihrer Offensive im Osten spät, aber wohl
nicht zu spät. Die Region wächst derart dynamisch, dass auch 
Nachzügler dort noch beträchtliches Potenzial vorfinden. Unabhängig 
davon ist freilich zu vermuten, dass die deutsche Nummer 2 wesentlich
lieber als in Osteuropa in ihrer ersten Heimat expandieren würde. 
Doch hier sind die externen Wachstumsmöglichkeiten im 
Dreisäulensystem sehr überschaubar. Die Aussicht, eines Tages den 
Zuschlag für die Postbank zu bekommen, ist höchst unsicher. Dann doch
lieber den osteuropäischen Spatz in der Hand als die Taube in Gestalt
des deutschen Retailmarktführers auf dem Dach.

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