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Börsen-Zeitung: Jetzt ist die Affi am Zug, Kommentar von Walther Becker zur Annahme des Übernahmeangebots der Norddeutschen Affinerie für die belgische Kupferhütte Cumerio seitens des Investors Mirko Kovats

Frankfurt (ots)

Gibt der Klügere nach, überlässt er Dümmeren das
Feld. Im Wirtschaftsleben geht es indessen nicht um unterschiedliche 
Abstufungen von Intelligenz, sondern um handfeste Interessen. Und da 
gibt im öffentlich ausgetragenen Kupferstreit der Investor Mirko 
Kovats einen Trumpf aus der Hand. Der Großaktionär der 
österreichischen A-Tec Industries nimmt das Übernahmeangebot der 
Norddeutschen Affinerie (NA), kurz "Affi", für die belgische 
Kupferhütte Cumerio an.
Er akzeptiert damit die von ihm zuvor als niedrig kritisierten 30 
Euro je Aktie. Damit ist die Bahn frei für den Konzern aus Hamburg 
zur 780 Mill. Euro schweren Übernahme von Cumerio. Kovats, der nach 
dem neuesten Schachzug erst einmal in Urlaub gefahren ist, gibt damit
den Kampf gegen, nicht aber den Kampf um die Affinerie auf - ein 
feiner Unterschied. Nach wie vor ist die A-Tec mit 14% größter 
Einzelaktionär der Affi.
Denn auch nach dem Cumerio-Deal ist und bleibt Kovats der mit 
Abstand größte Einzelaktionär von Europas größter Kupferhütte. Doch 
deren Vorstand und Aufsichtsrat mögen den "harten Hund" aus 
Österreich nicht, halten ihn aus dem Aufsichtsrat fern und behandeln 
ihn als Aktionär zweiter Klasse. Doch sollte der NA-Vorstand den 
Rückzieher Kovats' als Signal begreifen, auf A-Tec zuzugehen. 
Blockieren die Hamburger ihren ungeliebten Großaktionär weiter, haben
sie keine freie Bahn für künftige Entscheidungen. Zwei Sitze für die 
A-Tec sollte der NA-Aufsichtsrat frei machen. Erst dann kann der 
Investor aus dem Süden die Friedenspfeife mit den Nordlichtern 
rauchen. Warum klebt der Vertreter des früheren Großaktionärs Possehl
an seinem Sessel?
Die hoch verschuldete A-Tec verschafft sich mit den Mitteln aus 
dem Cumerio-Paketverkauf Luft und einen kleinen Buchgewinn. Das 
Einlenken der A-Tec in Sachen Cumerio steht insofern auch in direktem
Zusammenhang mit dem Kauf des bisher staatlichen serbischen 
Kupferproduzenten RTB. Hier geht es um einen Preis von 320 Mill. 
Euro. Durch den Verkauf der Cumerio-Aktien werden dafür gut 190 Mill.
Euro frei.
So gibt nicht der Klügere nach, sondern der, der klein beigeben 
muss. Entscheidend ist, dass sich die Affi nicht mit ihrem Sieg 
zufriedengibt, sondern bei der Neuordnung des Kupfermarktes mit 
Kovats kooperiert. Sonst ist sie womöglich doch der Dumme.
(Börsen-Zeitung, 13.2.2008)

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