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Börsen-Zeitung: Zumwinkels Nebelkerzen, Kommentar von Bernd Wittkowski zu den Äußerungen von Post-Chef Klaus Zumwinkel über die Zukunft der Deutschen Postbank

Frankfurt (ots)

Der Junge ist echt cool: Erst ordnet er auf sehr
eigenwillige und für die von ihm geführte Deutsche Post eigennützige 
Weise den Briefmarkt, indem er deren Quasi-Monopol per Mindestlohn de
facto festschreibt. Nun schwingt er sich obendrein zum Architekten 
des Umbaus der Bankenlandschaft auf. Nein, Klaus Zumwinkel ist nicht 
nur Deutschlands oberster Postmann und im Nebenjob Aufsichtsratschef 
der Postbank sowie hyperaktiver Kurspfleger ihrer Aktie. Als Hobby 
betreibt er auch noch Strukturpolitik: Die Finanzbranche gehöre zu 
den Sektoren, in denen Deutschland starke Global Player brauche, so 
der Boss des gelben Riesen in einem "Capital"-Interview.
Ist doch klar: Dass "die Kredite für deutsche Firmen nur noch von 
ausländischen Großbanken vergeben werden", kann keiner wollen. Da 
müssen wir alle gemeinsam vorsorgen: Wie der Briefmarkt zur Deutschen
Post (und nur zur Deutschen Post) gehört, soll der hiesige 
Bankenmarkt den deutschen Banken vorbehalten bleiben. Es muss ja 
nicht immer ein Monopol sein.
In Deutschland gibt es keine Denkverbote. Und prinzipiell gilt 
auch die Redefreiheit. Doch Zumwinkels lautes Nachdenken über einen 
Verkauf der 5 Mrd. Euro schweren Beteiligung an der hierzulande 
führenden Retailbank und seine verklausulierten Aufforderungen zur 
Abgabe von Angeboten sind mindestens grenzwertig. Evident ist die 
Kursrelevanz der Äußerungen. Seit ihrem Zwischentief vom November hat
die "DPB"-Aktie dank Zumwinkels Rhetorik rund 45% zugelegt, während 
der Dax gleichzeitig kaum vorankam.
Gewiss darf ein Eigentümer den Preis seiner Vermögenswerte - auf 
ehrliche Weise - hochreden, auch mit Blick auf einen eventuellen 
Verkauf. Zumwinkel aber, der das Abstoßen der Beteiligung jahrelang 
kategorisch ausgeschlossen hatte, spielt mit dem Kapitalmarkt. Er 
deutet an, dementiert, insinuiert wieder, relativiert, aber bleibt 
stets im Vagen. Die systematische Unbestimmtheit, die dennoch jedes 
Mal für Kursavancen gut ist, bewegt sich hart an der Grenze zur 
Manipulation. Vielleicht denkt er tatsächlich nicht im Traum daran, 
sich von der Banktochter zu trennen? Wenn der seinerseits zu 31% von 
der staatlichen KfW kontrollierte Mehrheitseigentümer den 
Postbank-Anteil zu veräußern gedenkt, mögen die zuständigen Gremien 
das förmlich beschließen und coram publico kundtun. Zumwinkels 
Nebelkerzen hingegen werden allmählich lästig. Sie schaden der 
Aktienkultur.
(Börsen-Zeitung, 4.1.2008)

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