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Börsen-Zeitung: Voll ausgereizt Kommentar zur 3,3 Mrd. Euro schweren SBS-Übernahme duch die ProSiebenSat.1-Eigner KKR und Permira, von Björn Godenrath

Frankfurt (ots)

So etwas wie Bescheidenheit oder Zurückhaltung
kennen Finanzinvestoren offenbar nicht. Nicht dass in dieser Hinsicht
Illusionen bestanden hätten, aber mit der 3,3 Mrd. Euro schweren 
SBS-Transaktion haben die ProSiebenSat.1-Eigner KKR und Permira mal 
wieder einen gesunden Egoismus bewiesen.
Es sei ihnen ja gegönnt, ihren ursprünglichen Einsatz nahezu 
verdoppelt zu haben. Aber für die Münchener Sendergruppe bedeutet die
komplett schuldenfinanzierte Übernahme eine schwere Bürde. Denn das 
Verhältnis von Nettoschulden zu Ebitda steigt auf astronomische 4,8 
vor Synergien. Inklusive Synergien - ein Versprechen, das erst noch 
eingelöst werden will! - sinkt das sogenannte Leverage Multiple auf 
4,3, was deutlich über dem als kritisch geltenden Wert von 3 liegt. 
Nach dem Merger heißt das Motto unausweichlich: Schuldendienst, 
Schuldendienst, Schuldendienst.
An der Börse scheint das seltsamerweise niemanden zu kümmern, 
wurden die Vorzüge doch zeitweise über 4% höher gehandelt. Klar, die 
Ausschüttungsquote soll bei 80% stabil gehalten werden - und soll für
das laufende Geschäftsjahr dann wohl aus der Substanz, Verzeihung: 
unter Ausnutzung der Fremdkapitallinie ausgezahlt werden. Das hätte 
selbst Leo Kirch in seinem maroden Reich nicht besser hingekriegt.
Was prinzipiell bedenklich stimmt, ist das Hochrechnen von 
Unternehmenswerten im Besitz von Private Equity, wenn eine 
Transaktion ansteht: Bevor es in die Due Diligence ging, wurde SBS 
auf 2,5 Mrd. Euro taxiert, nun ist es dank am Reißbrett entworfener 
Post-Merger-Synergien ein Drittel mehr. Zwei Drittel der Synergien 
von bis zu 90 Mill. Euro sollen (beidseitig?) auf der Kostenseite 
geholt werden, es geht also an die Arbeitsplätze. Ein wiederkehrendes
Muster der Wertschaffung "Marke Private Equity".
Die andere Seite der Medaille: München ist nun stolze Heimat eines
Senderverbundes mit europäischer Strahlkraft, was die heimische 
Medienindustrie stärkt. Formate werden hier entwickelt und produziert
- wenn sich das Management nicht doch noch entschließt, Teile der 
Produktion zu verkaufen. Um die Refinanzierung erträglicher zu 
gestalten, können mit den Radio- und Printaktivitäten von SBS weitere
Aktivitäten auf den Block kommen. Es ist eben M&A-Business as usual.
(Börsen-Zeitung, 28.6.2007)

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