ARD-Strategie zur digitalen Rundfunkverbreitung: "Auch in der digitalen Welt alle Nutzer erreichen"
München/Köln (ots)
Die ARD will nach dem Übergang in die digitale Welt die verschiedenen Übertragungswege weiterhin im erforderlichen Umfang nutzen. Die ARD-Intendanten beschlossen bei ihrer Sitzung in München ein Strategie-Konzept für die digitale Rundfunkverbreitung, das vom ARD-Gremium für Rundfunk und Telekommunikation RUTE unter Vorsitz des SR-Intendanten Fritz Raff erarbeitet wurde. Ziel der ARD ist, auch nach der endgültigen Umstellung auf die Digitaltechnik - die für alle Verbreitungswege zu erwarten ist - alle potenziellen Nutzer in ihrem Sendegebiet zu erreichen. Die Intendanten betonten, dass dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk bei den technischen, medienpolitischen und rechtlichen Weiterentwicklungen ein gleichberechtigter, offener Zugang zu den digitalen Plattformen zustehe.
Die ARD setzt in ihrer Digital-Strategie auf das Zusammenwirken der unterschiedlichen Verbreitungswege, da über einen einzelnen Weg nicht das ganze Publikum mit allen Angeboten versorgt werden kann. Der terrestrische (erdgebunden ausgestrahlte) Rundfunk behält nach den Worten der Intendanten eine besondere Bedeutung, da er der einzige von Dritten unabhängige Übertragungsweg ist. Digitales terrestrisches Fernsehen (DVB-T) ermöglicht auf portablen Geräten den mobilen Empfang einer größeren Anzahl von Programmen (vier Programme auf einem Kanal). Die Einführung von DVB-T werde nur gelingen, so die ARD-Senderchefs, wenn in der Anfangszeit sowohl private als auch öffentlich-rechtliche Rundfunkunternehmen leistungsstarke analoge Frequenzen für die digitale Ausstrahlung zur Verfügung stellen. Die ARD beteilige sich aktiv am Einstieg in den Regelbetrieb des digitalen terrestrischen Fernsehens, bereits jetzt unterstütze sie das DVB-T-Projekt in Belin/ Brandenburg. Über derartige Projekte könnten, so die Intendanten, adäquate Programminhalte und Dienste entwickelt und zudem dem Endgerätemarkt Impulse gegeben werden.
Die ARD tritt für eine bedarfsgerechte Infrastruktur für das DigitalRadio in allen Bundesländern ein, damit es über Kombinationsempfänger großflächig sowohl analog als auch digital empfangen werden kann. Der Umstieg auf DigitalRadio wird nach ARD-Auffassung einen längeren Zeitraum beanspruchen, da die bisherige analoge UKW-Ausstrahlung vom Publikum offenbar als ausreichend empfunden werde.
Die Intendanten befürworten attraktive Programm-Innovationen, die einen Anreiz zum Wechsel zur Digitaltechnik geben könnten. Um dem Publikum alle Programme der jeweiligen Landesrundfunkanstalt auch digital anbieten zu können, sprachen sich die Intendanten für zusätzliche Übertragungskapazitäten für das DigitalRadio aus.
Das digitalisierte Kabel kann nach den Worten der ARD-Intendanten ein wichtiger Faktor in der Informationsgesellschaft werden, da es gegenüber dem analogen Kabel mehr Programme und ergänzende Dienste erlaubt. Hierbei sei entscheidend, so die Intendanten, die Rundfunkfreiheit auch unter den Bedingungen der Kabel-Privatisierung rechtlich zu sichern. Die Kabelnetze - Hauptverbreitungsweg für Rundfunkprogramme - spielen in der ARD-Strategie eine Hauptrolle, gegebenenfalls müssten "Kabel-Korridore« für Rundfunkzwecke eingerichtet werden. Die öffentlich-rechtlichen Angebote dürften von den Kabelnetzbetreibern nur unter Zustimmung der jeweiligen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt vermarktet werden. Die Intendanten betonten, dass eine Entbündelung oder Neupaketierung öffentlich-rechtlicher Programmbouquets durch Netzbetreiber nicht in Frage komme. Das Gebühren zahlende Publikum müsse die ARD-Bouquets auf der ersten Navigationsebene empfangen und Zusatzfunktionen wie den Elektronischen Programmführer nutzen können. In der ARD-Strategie wird von einer Kabel-Einspeisung auf der Basis von MHP ausgegangen. Die "Ziele des öffentlich-rechtlichen Rundfunks bezüglich des Verbreitungsweges Kabel" haben ARD und ZDF in einem gemeinsamen Positionspapier vom 20.6.2001 erläutert.
Die digitale Satellitenübertragung von Fernsehprogrammen hat sich in den vergangenen Jahren als Verbreitungsweg etabliert und wird mittelfristig die analoge Satellitenausstrahlung ersetzen. Dem Satellitenfernsehen stehen genügend Frequenzkapazitäten für einen längeren Parallel-Betrieb von analoger und digitaler Ausstrahlung zur Verfügung.
2004 und 2006 finden in der Nachfolge der Stockholmer Wellenkonferenz internationale Funkverwaltungskonferenzen zur Zukunft der wesentlichen terrestrisch genutzten Rundfunk-Frequenzen statt. Die ARD wird in diesen Konferenzen die Frequenzkapazitäten beanspruchen, die sie zur Sicherung und Entwicklung der digitalen Programm-Verbreitung benötigt.
Rückfragen: ARD-Sprecher Rüdiger Oppers Tel. 0221/220-1867
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