Alle Storys
Folgen
Keine Story von Der Tagesspiegel mehr verpassen.

Der Tagesspiegel

Der Tagesspiegel: "Der neue US-Botschafter hat direkten Zugang zum Präsidenten"

Berlin (ots)

Berlin - Der geschäftsführende Direktor der
American Academy in Berlin glaubt, dass der designierte
US-Botschafter für Deutschland, der Unternehmer William R. Timken,
dazu beitragen kann, die Beziehungen zwischen Berlin und Washington
zu verbessern. "Der neue Botschafter für Deutschland muss vor allem
ein guter Kommunikator sein und eine Brückenfunktion zwischen
Washington und Berlin übernehmen. Wenn William R. Timken tatsächlich
nach Berlin kommen sollte, hätte er gute Voraussetzungen, um diese
Rolle auszufüllen. Er hat direkten Zugang zum Präsidenten", sagte
Smith dem Tagesspiegel. Der wirtschaftliche Hintergrund Timkens könne
für Deutschland nützlich sein, so Smith weiter. "Aus meiner eigenen
Erfahrung kann ich sagen: Wann immer Wirtschaftsexperten oder
Unternehmer aus den USA nach Deutschland kommen, ist das Interesse,
mit ihnen ins Gespräch zu kommen, groß - besonders in der derzeitigen
wirtschaftlichen Situation Deutschlands". Dass ein Unternehmer ohne
diplomatische Erfahrung mit einem wichtigen Botschafterposten betraut
wird, hält Smith nicht für ungewöhnlich. Rund ein Drittel aller
US-Botschafter kämen nicht aus dem diplomatischen Dienst, sagte Smith
dem Tagesspiegel. "Und viele sind überaus erfolgreich." ENDE
Das Interview im Wortlaut: William R. Timken soll US-Botschafter
in Berlin werden. Warum schickt Bush einen Unternehmer, Herr Smith?
Die offizielle Ernennung steht zwar noch aus, doch eine solche
Personalentscheidung ist nichts Ungewöhnliches. Rund ein Drittel
aller US-Botschafter kommt nicht aus dem diplomatischen Dienst. Viele
von ihnen sitzen in wichtigen Staaten. Und viele sind überaus
erfolgreich.
Welche Rolle hat ein Botschafter in der amerikanischen Diplomatie?
Ein Botschafter macht keine Politik, aber er sorgt dafür, dass
Politik umgesetzt wird. Deshalb muss auch der neue Botschafter für
Deutschland vor allem ein guter Kommunikator sein und eine
Brückenfunktion zwischen Washington und Berlin übernehmen. Wenn
William R. Timken tatsächlich nach Berlin kommen sollte, hätte er
gute Voraussetzungen, um diese Rolle auszufüllen. Er hat direkten
Zugang zum Präsidenten.
Im Wahlkampf war der Mann aus Ohio ein wichtiger Geldgeber und
Spendensammler für Bush. Sind die beiden auch privat befreundet?
Soweit ich weiß, kennen sie sich gut und sind sich oft begegnet.
Timken ist deutschstämmig, hat er noch einen Bezug zu Deutschland?
Timken ist ein erfolgreicher Geschäftsmann mit weltweiten
Verbindungen. Sein Unternehmen unterhält eine Stiftung, die auch
schon Projekte in Deutschland gefördert hat. Timken ist außerdem
Mitglied des amerikanisch-japanischen Wirtschaftsrats und wurde in
Frankreich als Ritter der Ehrenlegion ausgezeichnet. Das spricht für
sein internationales Interesse.
Wird sein wirtschaftlicher Hintergrund für das neue Amt nützlich
sein? Es ist sicher von Vorteil für Deutschland, wenn ein Mann mit
dieser Expertise US-Botschafter wird. Aus meiner eigenen Erfahrung
kann ich sagen: Wann immer Wirtschaftsexperten oder Unternehmer aus
den USA nach Deutschland kommen, ist das Interesse, mit ihnen ins
Gespräch zu kommen, groß - besonders in der derzeitigen
wirtschaftlichen Situation Deutschlands.
Welche politischen Themen werden auf der Agenda des Botschafters
stehen? Er muss sich zunächst dafür einsetzen, dass die Differenzen,
die das deutsch-amerikanische Verhältnis in der ersten Amtszeit von
Präsident Bush geprägt haben, endgültig der Vergangenheit angehören.
Schließlich gibt es eine ganze Reihe von internationalen Problemen,
die eine vertrauensvolle Zusammenarbeit beider Staaten erforderlich
machen. Beispiele sind die Auswirkungen der Globalisierung sowie der
Nahe und Mittlere Osten. Europa und die USA brauchen eine gemeinsame
strategische Agenda.
Was tut die US-Regierung, um die Beziehungen zu verbessern? Es
gibt viele positive Signale aus Washington. Das zeigt nicht zuletzt
der Besuch von Präsident Bush in Deutschland gleich nach dem Beginn
seiner zweiten Amtszeit. Wichtig sind aber nicht nur die
diplomatischen Ouvertüren, sondern auch konkrete Impulse, dazu
gehört, dass die USA nun die europäische Iranpolitik unterstützen.
Können Deutschland und die USA auch in der Russlandpolitik
zusammenarbeiten? Wladimir Putin und George W. Bush sind ja
unmittelbar vor den Feierlichkeiten zum Ende des Zweiten Weltkriegs
in Moskau heftig aneinander geraten.
Deutsche und Amerikaner haben dieselben Ziele in ihren Beziehungen
zu Russland. Beide wollen die demokratische Entwicklung Russlands
fördern und auch seine Wirtschaft stärken. Die Feiern zum Ende des
Zweiten Weltkriegs vor 60 Jahren sind eine gute Gelegenheit, um offen
darüber zu diskutieren, wie das Verhältnis zu Russland aussehen soll.
Das betrifft auch die schwierige Thematik der unterschiedlichen
Geschichtswahrnehmung der Osteuropäer in Bezug auf den Jahrestag.
-Gary Smith ist geschäftsführender Direktor der American Academy in
Berlin. Das Gespräch führte Ulrike Scheffer
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an
Ulrike Scheffer
Der Tagesspiegel
Politikredaktion
Tel. 030-26009-211
ots-Originaltext: Der Tagesspiegel

Rückfragen bitte an:

Der Tagesspiegel
Thomas Wurster
Chef vom Dienst
Telefon: 030-260 09-419
Fax: 030-260 09-622
Email: thomas.wurster@tagesspiegel.de

Original-Content von: Der Tagesspiegel, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Der Tagesspiegel
Weitere Storys: Der Tagesspiegel