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Der Tagesspiegel: Ex-Bahnchef Ludewig stärkt Mehdorn den Rücken

Berlin (ots)

Berlin - Der ehemalige Bahn-Chef Johannes Ludewig
hat davor gewarnt, die Privatisierung der Deutschen Bahn zu 
gefährden. "Sie können ein Unternehmen mit mehr als 200000 Leuten 
nicht über Jahre auf ein Ziel ausrichten und dann plötzlich sagen 
,April, April, jetzt machen wir etwas ganz anderes', sagte er dem 
"Tagesspiegel" (Samstagausgabe) mit Blick auf Bedenken in der SPD 
gegen den Börsengang des Konzerns. Er warnte vor negativen Folgen für
das Unternehmen. "Es wäre jammerschade, wenn wir die erfolgreiche 
Bahn  beschädigen würden, das würde jenseits der deutschen Grenzen 
kein Mensch verstehen", sagte der CDU-Politiker. "Wenn man das 
Projekt jetzt abbläst oder in eine falsche Richtung lenkt, bleibt das
nicht ohne Folgen."
Ludewig, Vorstandschef der Bahn zwischen 1997 und 1999 und heute 
Präsident des europäischen Bahnverbands CER, stellte sich hinter den 
Gesetzentwurf von Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD). "Die 
Befürchtung, dass die Bahn morgen eine ganz andere ist, kann ich 
nicht nachvollziehen." Er verstehe die Debatte um die Privatisierung 
"nur sehr bedingt". Da die große Mehrheit an der Bahn bei der 
öffentlichen Hand bleibe, sei das Risiko "eigentlich Null. Der 
Schritt bleibt kalkulierbar, weil der Bund genügend Zugriffsrechte 
auf die Bahn hat."  Überfrachte man die Privatisierung nun mit 
Regulierung oder mit "der Frage, ob man Volks- oder Namensaktien 
ausgibt, gerät das ganze Projekt in Gefahr". Die SPD will auf ihrem 
Hamburger Parteitag über einen Antrag debattieren, nach dem 
Bahn-Aktien ohne Stimmrecht ausgegeben werden sollen, um unliebsame 
Investoren abzuwehren.
Der Ex-Manager mahnte, den Sinn des Bahn-Verkaufs nicht aus den 
Augen zu verlieren. "Wenn die Bahn ihr Geschäft weiter entwickeln 
will und mehr leisten soll, braucht sie mehr Eigenkapital." Vom Staat
komme das nicht, also müssten private Investoren einspringen. Ihn 
erfülle mit Sorge, dass dieser Grundgedanke mit vielen anderen 
Anforderungen überfrachtet werde "und verloren zu gehen droht". Je 
mehr Konditionen an die Privatisierung geknüpft würden, desto 
schwieriger werde es, überhaupt privates Kapital zu mobilisieren.
Aus Ludewigs Sicht ist die Bahn ein "Erfolgsmodell". "Sie hat 
einen Spitzenplatz in Europa. Das war vor 15 Jahren noch nicht so." 
Im Güterverkehr etwa sei die Bahn größer als die beiden 
Nächstplatzierten, die französische und die polnische Bahn zusammen. 
Zudem sei der Wettbewerb in keinem Land intensiver. "In Europa fahren
600 Eisenbahnunternehmen, die Hälfte davon in Deutschland."
Inhaltliche Rückfragen richten Sie bitte an das Ressort 
Wirtschaft, Tel. 030-26009260.

Pressekontakt:

Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-308
Fax: 030-260 09-622
cvd@tagesspiegel.de


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