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Der Tagesspiegel: IG-BCE-Chef Schmoldt fordert ideologiefreie Diskussion über Kernkraft

Berlin (ots)

Der Chef der Energiegewerkschaft Hubertus Schmoldt
hat vor dem dritten Energiegipfel davor gewarnt, das Thema Kernkraft 
mit ideologischen Tabus zu belegen. "Es gibt leider keine 
ideologiefreie Diskussion über Kernenergie", sagte Schmoldt dem 
"Tagesspiegel am Sonntag". Dies sei aber dringend erforderlich 
angesichts der klimapolitischen Herausforderungen. "Wir haben 
insgesamt das Prinzip der Nachhaltigkeit strikt zu beachten. Die 
ökonomischen, ökologischen und sozialen Erfordernisse müssen im 
Gleichgewicht bleiben. Wettbewerbsnachteile für die deutsche 
Industrie - einhergehend mit Arbeitsplatzverlagerungen ins Ausland - 
nutzen am Ende auch der Umwelt nicht", sagte der Vorsitzende der IG 
Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE). Der Ausstiegsbeschluss bei der 
Kernkraft gelte weiterhin, sagte Schmoldt. "Bei der Umsetzung ist 
allerdings sehr ernsthaft zu überlegen, ob man sich weniger an den 
reinen Laufzeiten der Kernkraftwerke und stärker an deren Sicherheit 
orientieren sollte." Zu fragen sei in diesem Zusammenhang auch, wie 
denn die gesetzten klimapolitischen Ziele erreicht werden sollen. Das
Ziel der Bundesregierung, die Energieeffizienz in Deutschland bis 
2020 um drei Prozent pro Jahr zu steigern, bezeichnete Schmoldt als 
"unrealistisch, weil solch ein Wert schon in der Vergangenheit nicht 
annähernd erreicht wurde".
Ähnlich äußerte sich Dieter Ameling, der Präsident der 
Wirtschaftsvereinigung Stahl. "Wir sind nicht gegen Energieeffizienz,
das ist unser tägliches Brot", sagte er dem "Tagesspiegel am 
Sonntag". Die Forderungen der Bundesregierung seien aber vollkommen 
unrealistisch, was die mögliche Steigerung der Energieeffizienz 
angeht. "Das ist nicht möglich. Sonst müssen wir eine neue Physik 
erfinden", sagte Ameling.
Unterstütztung erfährt die Regierungsposition aus der 
Wissenschaft. Die angepeilte Steigerung der Effizienz sei 
"grundsätzlich machbar", sagt Claudia Kemfert, Energieexpertin beim 
Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Sie könne zwar die
Einwände der Wirtschaft verstehen. Nicht für jede Branche seien die 
gleichen Einsparungen machbar. Allerdings habe sich die Wirtschaft 
auch in der Vergangenheit "nicht wirklich klimafreundlich" gezeigt, 
kritisierte DIW-Expertin Kemfert. "Selbstverpflichtungen haben nicht 
funktioniert."

Pressekontakt:

Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-308
Fax: 030-260 09-622
cvd@tagesspiegel.de


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