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Der Tagesspiegel: Afrikaner wurde in Bernburg von Rechtsextremisten bedroht, eine Frau bewarf ihn mit Steinen - doch die Polizei verweigerte die Aufnahme einer Anzeige

Berlin (ots)

In Sachsen-Anhalt gibt es nach Informationen des
Tagesspiegels in zwei weiteren Fällen Versäumnisse der Polizei bei 
der Bekämpfung rechter Kriminalität. Betroffen war jedesmal ein 
Asylbewerber aus  Burkina Faso. Er wurde in Bernburg bedroht und mit 
Steinen beworfen. Doch die Polizei nahm zunächst keine Anzeige auf.
Fall eins: Am 29. Juli 2006 näherte sich ein Wagen mit 
rechtsextrem aussehenden Personen  dem Afrikaner. Die Insassen riefen
"Hau ab", ein Mann stieg aus und lief dem Asylbewerber nach. Der 
flüchtete in die nahe Polizeistation. Die Beamten überprüften die 
Clique und stellten fest: Ein Mann ist einschlägig als 
Rechtsextremist bekannt. Doch die Polizei habe es abgelehnt, eine 
Anzeige wegen Bedrohung aufzunehmen, sagte der Afrikaner dem 
Tagesspiegel. Die Beamten hätten kein Delikt gesehen, erwiderte der 
Leiter des Reviers Bernburg, Polizeioberrat Wolfgang Berger, auf 
Anfrage des Tagesspiegels.  Es habe aber intern eine "kritische 
Auswertung" gegeben.
Fall zwei: Am 24. September 2006 schimpfte eine angetrunkene junge
Frau  "Scheiß Neger". Der Asylbewerber wehrte sich verbal und ging. 
Die Frau warf von einer nahen Baustelle zwei Steine, einer traf den 
Afrikaner im Rücken. Als der Flüchtling sah, dass sich die Frau nach 
einem dritten Stein bückte, lief er hin und schlug ihr ins Gesicht. 
Und er nahm die zwei geworfenen Steine an sich.
Die Frau ging zur Polizei und erstattete Anzeige.  Beamte suchten 
den Flüchtling  im  Heim  auf. Er  zeigte  die Schürfwunde am Rücken 
und übergab als Beweisstücke die  Steine. "Sowas passiert eben" 
hätten die  Beamten gesagt und keine Anzeige aufnehmen wollen,  
erinnert sich der Afrikaner. Revierleiter Berger gibt zu, die Beamten
hätten schon von Amts wegen sofort dem Verdacht auf Körperverletzung 
nachgehen müssen. Doch erst zwei Tage später nahm ein Staatsschützer 
der Direktion Dessau  die Anzeige des Afrikaners auf. Er habe auch in
diesem Fall das Verhalten der Untergebenen "intensiv kritisiert", 
sagte Berger, aber auf disziplinarische Ermittlungen verzichtet.

Pressekontakt:

Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-308
Fax: 030-260 09-622
cvd@tagesspiegel.de


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