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Deutsche Umwelthilfe e.V.

Behördenmessungen bestätigen hohe Bleiemissionen in der Umgebung der Abfallanlage Pohritzsch

Berlin (ots)

Deutsche Umwelthilfe veröffentlicht neue
Untersuchungsergebnisse und fordert sofortige Schutzmaßnahmen für die
Anwohner - Sächsisches Umweltministerium übergibt DUH amtliche 
Ergebnisse von Staubniederschlagsmessungen - bis zu 23-fache 
Überschreitung des Grenzwertes für Blei - DUH-Bundesgeschäftsführer 
Resch fordert Stopp der Schwermetallemissionen durch teilweise oder 
vollständige Stilllegung der Anlage
Amtliche Messdaten bestätigen die von der Deutschen Umwelthilfe e.
V. (DUH) vor zwei Wochen bekannt gemachten hohen 
Schwermetallbelastungen im Umfeld der Abfallbehandlungsanlage der 
Firma S.D.R. Biotec Verfahrenstechnik GmbH im nordsächsischen 
Pohritzsch. Bereits seit Oktober 2008 lagen den zuständigen 
Landesbehörden in Sachsen Messdaten aus Staubmessungen vor, die bis 
zu 23-fache Überschreitungen von Bleigrenzwerten auswiesen. Das geht 
aus der Antwort des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt und 
Landwirtschaft auf eine DUH-Anfrage hervor.
Insgesamt 14 von 16 zwischen September 2008 und Januar 2009 durch 
das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie vorgenommenen 
Messungen ergaben deutliche Grenzwertüberschreitungen von Blei. Bei 
einem Messpunkt in der Hauptwindrichtung der Anlage war der erlaubte 
Jahresmittelwert nach nur einem Monat Messungen schon um fast das 
Doppelte überschritten. Die vom Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft 
und Geologie und dem Anlagenbetreiber selbst nach den 
DUH-Veröffentlichungen in der vergangenen Woche veranlassten 
Bodenanalysen bestätigen die Ergebnisse der Staubimmissionsmessungen 
im Grundsatz: Die Schwermetallkonzentration steigt mit der Nähe zur 
Anlage. Darüber hinaus liegen die festgestellten 
Schwermetallkonzentrationen im Oberflächenmaterial fast ausnahmslos 
höher als in tieferen Erdschichten. Damit scheint erwiesen, dass die 
erhöhten Schwermetallwerte durch Staubemissionen aus dem 
Anlagenbetrieb stammen.
"Der Schwermetalleintrag durch die Abfallbehandlungsanlage ist 
nach Ansicht der DUH offensichtlich. Es gibt in der Umgebung keine 
anderen Emittenten, die ein ähnliches Emissionsspektrum aufweisen 
könnten", stellte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch fest. Seine 
Konsequenz: "Die Behörden müssen nun unverzüglich handeln und einer 
weiteren Belastung der betroffenen Bürgerinnen und Bürger sowie der 
Umwelt durch die Stilllegung der Anlage oder eine wirksame 
Einschränkung ihres Betriebs einen Riegel vorschieben."
Bereits im Februar 2008 hatte die DUH die Behörden in Sachsen auf 
die erkennbar hohen Staubbelastungen um die Abfallbehandlungsanlage 
in Pohritzsch aufmerksam gemacht und die Überprüfung der Belastung 
mittels Bodenproben gefordert. Seinerzeit aufgenommene Fotos ließen 
vermuten, dass die vor Ort beobachtete Staubbelastung direkt von der 
Abfallbehandlungsanlage ausging. Trotzdem wurden erst mit 
siebenmonatiger Verspätung die Staubmessungen des Landesamts für 
Umwelt, Landwirtschaft und Geologie eingeleitet. Die behördlichen 
Bodenproben wurden sogar erst veranlasst, nachdem die DUH vor zwei 
Wochen Analyseergebnisse eigener Bodenproben veröffentlicht hatte.
Die schließlich in der vergangenen Woche vom Landesamt für Umwelt,
Landwirtschaft und Geologie und Anlagenbetreiber durchgeführten 
Bodenanalysen ergaben zwar ebenfalls erhöhte Konzentrationen von Blei
und Cadmium in der Umgebung der Anlage; die von der DUH 
festgestellten 6- bzw. 11-fachen Überschreitungen der Grenzwerte für 
Blei und Cadmium wurden jedoch an den von den Behörden abweichend 
ausgewählten Messpunkten nicht bestätigt. Resch: "Eine Überraschung 
ist das angesichts der ausgewählten Messpunkte nicht. Das Landesamt 
für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie hat in der Luft massive 
Belastungen von Blei festgestellt. Was in die Luft geblasen wird, 
kommt auch wieder herunter, die Frage ist nur wo. Wenn die 
Auffälligkeiten in den Bodenproben vergleichsweise gering sind, 
drängt sich der Verdacht auf, dass die Bodenproben an den falschen 
Stellen genommen wurden oder dort, wo von vornherein keine hohen 
Belastungen zu erwarten waren".
Tatsächlich stammen sieben der insgesamt zehn behördlichen Proben 
von Orten, die entgegen der Hauptwindrichtung der Anlage liegen. 
Keine der Proben wurde entlang der Straße genommen, die vom 
LKW-Verkehr zu und von der Anlage genutzt wird und dies, obwohl 
Anwohner im Zusammenhang mit der Abfallbehandlungsanlage seit Jahren 
auf staubige und verdreckte Fahrzeuge hinweisen. Obwohl die DUH 
sowohl dem Staatsministerium als auch der Landesdirektion Leipzig die
Orte der Probenahme der DUH-Proben mit hohen 
Grenzwertüberschreitungen beschrieben und entsprechende Fotos 
bereitgestellt hatte, wählten die Behörden für ihre Bodenanalysen 
durchgängig andere Probenahmestellen. "Es ist auffällig, dass gerade 
dort, wo Staubbelastungen deutlich erkennbar waren und wo zum 
Beispiel Kinder und Hunde in Direktkontakt mit dem Boden treten 
können, keine Proben entnommen wurden", sagte Maria Elander, die 
Leiterin Kreislaufwirtschaft der DUH.
Die DUH hat deshalb am gestrigen Mittwoch (4. März) weitere neun 
Bodenproben an öffentlich zugänglichen Stellen in der Umgebung der 
Anlage veranlasst. Sowohl die Probenahme als auch die anschließende 
Analyse werden von einem akkreditierten Prüflabor durchgeführt und 
entsprechend dokumentiert. Die Ergebnisse werden in der kommenden 
Woche vorliegen.
Für die DUH unverständlich hat das Landesamt für Umwelt, 
Landwirtschaft und Geologie im Rahmen seiner Staubimmissionsmessungen
bisher auf die Analyse der ebenfalls hochgiftigen Schwermetalle 
Quecksilber, Nickel, Cadmium, Arsen und Thallium verzichtet, obwohl 
die Überwachungsvorschrift der Technischen Anleitung zur Reinhaltung 
der Luft (TA Luft) für diese Schwermetalle explizit Grenzwerte 
festlegt. Stattdessen habe das Landesamt die Chrom- und Zinkgehalte -
für welche es keine relevanten Grenzwerte gibt - analysieren lassen. 
Das Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft hat nun gegenüber
der DUH zugesagt, im Nachgang der von der DUH festgestellten hohen 
Cadmiumbelastungen nachträglich die Cadmiumkonzentration in den 
Rückstellproben überprüfen zu lassen und bis August 2009 den 
Prüfumfang der laufenden Staubimmissionsmessungen um Cadmium zu 
erweitern.
Die DUH hat am vergangenen Freitag Dienstaufsichtsbeschwerde gegen
den nordsächsischen Landrat Michael Czupalla und den Präsidenten der 
Landesdirektion Leipzig, Walter-Christian Steinbach eingereicht, 
außerdem Strafanzeige gegen Unbekannt. "Den Behörden lagen bereits im
Oktober Messergebnisse vor, die in der Umgebung der 
Abfallbehandlungsanlage enorme Bleibelastungen im Staub auswiesen. 
Wir fordern eine lückenlose Aufklärung wie es passieren konnte, dass 
die Behörden nicht sofort mit dem Ziel gehandelt haben, den erkennbar
nicht ordnungsgemäßen Betrieb der Anlage zu unterbinden", erklärte 
Elander. Ziel der Anzeige und Dienstaufsichtsbeschwerden sei es, bei 
ähnlich gelagerten Fällen in der Zukunft ein distanzierteres 
Verhältnis zwischen Anlagenbetreibern und Überwachungsbehörden zu 
schaffen. Resch: "Die Praxis, dass der Betreiber einer solchen 
Anlage, sich nicht nur mit Duldung der Behörden, sondern teilweise 
auf deren ausdrückliche Forderung selbst kontrolliert, muss ein Ende 
haben. Was wir hier erleben, grenzt an Kumpanei - zu Lasten von 
Umwelt und Bürger".

Pressekontakt:

Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer, Deutsche Umwelthilfe e.V.,
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Mobil.: 0171 3649170, Fax: 030 2400
867-19, E-Mail: resch@duh.de

Maria Elander, Leiterin Kreislaufwirtschaft, Deutsche Umwelthilfe
e.V., Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Tel.: 030 2400867-41, Fax:
030 2400867-19, Mobil: 0160 5337376, E-Mail: elander@duh.de

Gerd Rosenkranz, Leiter Politik und Presse, Deutsche Umwelthilfe
e.V., Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Tel.: 030 2400867-21, Fax:
030 2400867-19, Mobil: 0171 5660577, E-Mail: rosenkranz@duh.de

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