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VNW-Direktor Andreas Breitner: Kommunen müssen auf Mehrfamilienhäuser setzen. - 30 Millionen Euro für ein Einfamilienhaus auf Sylt: Da sind die Kommunen gefordert

34/2021

Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen, hat in der Diskussion über die Zukunft des Wohnens die schleswig-holsteinischen Kommunen aufgefordert, dem Bau von Mehrfamilienhäusern Vorrang einzuräumen. Er reagiert damit auf Schleswig-Holsteins Bauministerin Sabine Sütterlin-Waack, die auf der VNW-Mitgliederversammlung SH am Freitag in ihrem Redebeitrag den hohen Flächenverbrauch im Wohnungsbau ansprach.

„Die Kommunen vergeben Baurecht und sind diejenigen, die letztlich entscheiden", sagt Breitner. Die Bürgermeister haben die Macht, die Weichen zu mehr ressourcen- und flächensparendem Wohnen umzulegen. Es geht darum, das Ruder herumzureißen. Wir haben die vergangenen Jahrzehnte zu sehr auf Kosten der Umwelt gelebt.“

„Das Einfamilienhaus ist in Deutschland auf dem Rückzug“, sagte der VNW-Direktor mit Blick auf den Einwand, dass es bei vielen Menschen die beliebteste Wohnform sei. Er verwies auf jüngst vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Zahlen. „Danach stagniert der Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern seit dem Jahr 2005. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 288.000 Wohnungen genehmigt. Davon werden 169.000, also fast 60 Prozent, in Mehrfamilienhäusern entstehen.“

In erster Linie seien natürlich die besonders nachgefragten größeren Städte gefordert, so der VNW-Direktor weiter. „In Kiel, Lübeck, Flensburg oder Neumünster und in den besonders nachgefragten Küstenregionen plädiere ich dafür, den Bau neuer Einfamilienhäuser stark einzuschränken. Es wäre doch gerade absurd, die ohnehin schon knappen Flächen in den Zentren derart ineffizient zu nutzen.“

Bauministerin verwies auf Herausforderungen der kommunalen Bodenpolitik

VNW-Direktor Andreas Breitner sieht bei der Diskussion über die Zukunft von Einfamilienhäusern Schleswig-Holsteins Bauministerin Sabine Sütterlin-Waack an seiner Seite. Sie habe auf der Jahresversammlung des VNW-Landesverbands zwar klar gemacht, dass auch sie den Bau von Eigenheimen nicht verbieten wolle. „Sie hat aber deutlich auf die Herausforderungen der kommunalen Bodenpolitik verwiesen“, sagt Breitner.

Er stimme der Ministerin zu, wenn sie bei der Entwicklung von Städten „neue Leitbilder“ fordere, die attraktives Wohnen und Flächenverbrauch kombinierten. Wie die Ministerin geht der VNW-Direktor davon aus, dass man mit verdichteten, ressourcensparenden Wohnformen steigenden Baupreisen, energetischen und technischen Herausforderungen sowie explodierenden Baulandpreisen etwas entgegensetzen könne.

Breitner begrüßte die Ankündigung der Ministerin, Kommunen dabei zu unterstützen, gut durchmischte Wohngebiete zu errichten. Ihr Hinweis, dass in den Innenbereichen der Städte erhebliche Potenziale in Form von Brachflächen schlummerten, sei entscheidend. „Die VNW-Unternehmen stehen bereit, diese Freiflächen ‚aus ihrem Dornröschenschlaf‘ zu befreien“, sagte Breitner.

Einfamilienhäuser widersprechen dem Leitbild der sozialen Stadt

Nach den Worten von Andreas Breitner widersprechen immer mehr Einfamilienhäuser dem Leitbild einer solidarischen Stadt. „Das Problem ist ja nicht nur, dass ein alleinstehendes Einfamilienhaus überdurchschnittlich viel Fläche verbraucht. Mindestens genauso problematisch sind aus meiner Sicht die sogenannten Sekundärkosten für die Erschließung des Wohngebiets: also für Straßen, Leitungen, Schulen oder Kinderversorgung.“

Diese Kosten müssten aber von der gesamten Stadtgesellschaft getragen werden. Hinzu kommt, dass auch Wohngebiete mit Einfamilienhäusern mit dem öffentlichen Personennahverkehr erreicht werden wollten. „Bus und Bahn sind aber bei so wenigen Einwohnern nicht einmal halbwegs bezahlbar zu betreiben. Die Kosten tragen vor allem andere.“

Moderne Mehrfamilienhäuser – egal ob neu errichtet oder energetisch saniert – seien anderen Wohnformen an Nachhaltigkeit überlegen, sagt VNW-Direktor Andreas Breitner weiter. „Es leben dort in Schleswig-Holstein immer mehr Menschen auf weniger Fläche. Zudem: Die Wärmepumpe im Keller, die Photovoltaikanlage auf dem Dach, die Grünfläche im Hinterhof – alles wird eben nicht nur von einer Familie genutzt, sondern kommt acht oder zehn Haushalten zugute.“

Geschosswohnungsbau ist gut für den Klimaschutz

Der Geschosswohnungsbau sei der richtige Weg, den massiven Flächenverbrauch in Schleswig-Holstein zu reduzieren und die Herausforderungen des Klimaschutzes zu bewältigen. „Dabei rede ich nicht von gesichtslosen Plattenbauten, wie wir sie aus den 60er und 70er Jahren her kennen. Gerade die Wohnungsgenossenschaften und kommunale, kirchliche oder gewerkschaftliche Wohnungsgesellschaften haben in den vergangenen Jahren attraktive Mehrfamilienhäuser errichtet, die dem Wohngefühl eines Einfamilienhauses nahekommen – mit Zugang zum Garten, großen Balkons oder einer Dachterrasse.“

Der VNW-Direktor erinnerte daran, dass in den 80er Jahren auch in Schleswig-Holstein viele kluge Konzepte für Mehrfamilienhaussiedlungen entwickelt worden, seitdem aber in Vergessenheit geraten seien. „Grün gestaltete Innenhöfe, Terrassenwohnungen, überbauten Autobahnen, vertikale oder Dachbegrünung – bei all diesen Themen waren wir schon viel weiter. Es geht darum, den Geschosswohnungsbau so interessant zu machen, dass man dort fast so lebt wie im eigenen Heim.“

Angesichts steigender Immobilienpreise sagt Andreas Breitner: „Wir müssen aufpassen, dass uns keine platzende Immobilienblase droht. Menschen mit einem normalen Einkommen sind doch längst nicht mehr in der Lage, das dafür notwendige Geld aufzubringen. Da helfen auch niedrige Zinsen nicht. Wenn ich lese, dass auf Sylt Käufer für ein fertiges Haus mit Blick auf das Wattenmeer zwischen zwölf und 18 Millionen Euro zahlen müssen, ein Haus in Wattlage in Kampen sogar mindestens 30 Millionen Euro kostet – dann ist mir unverständlich, warum die örtlichen Kommunen diesem Treiben nicht längst ein Ende gesetzt haben.“

Der VNW vertritt in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein insgesamt 395 Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften. In den von ihnen verwalteten 742.000 Wohnungen leben rund 1,5 Millionen Menschen. Die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter liegt bei den VNW-Unternehmen bei 6,04 Euro. Der VNW ist der Verband der Vermieter mit Werten.

V.i.S.P.: Oliver Schirg, Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), Referat Kommunikation, Telefon: +49 40 52011 226, Mobil: +49 151 6450 2897, Mail: schirg@vnw.de

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