Alle Storys
Folgen
Keine Story von Schwäbische Zeitung mehr verpassen.

Schwäbische Zeitung

Schwäbische Zeitung: Leitartikel - Honorarsystem reformieren

Ravensburg (ots)

Wo gibt es denn sowas: Im Schnitt 17 Prozent mehr Einkommen innerhalb von vier Jahren. Wer würde nicht neidisch, wenn er diese Zahlen hört. Jammern und Schimpfen hat sich für die Ärzte ausgezahlt, könnte man meinen. Doch Vorsicht: Allein die Formulierung "die Ärzte" führt aufs Glatteis. Zwischen einem Radiologen und einem Hausarzt gibt es himmelweite Unterschiede - nicht nur in der Vergütung. Während erstere zu den Bestverdienern unter den Ärzten zählen, müssen manche Hausärzte, insbesondere in ländlichen Gegenden aufpassen, dass sie nicht nichts verdienen, wenn sie alte und chronisch kranke Menschen fürsorglich behandeln. Letzteren unter die Nase zu reiben, dass sie in den vergangenen vier Jahren tüchtig abzockt haben, wäre dreist. In der aktuellen Statistik werden weder regionale noch soziologische Faktoren berücksichtigt, sondern schlicht das Einkommen aller Ärzte im Durchschnitt abgebildet. Dass ein Hausarzt in einem schicken Viertel in München mit einkommensstarken Bewohnern besser verdient als sein Kollege in Hintertupfing, fällt dabei unter den Tisch.

Nur zur Klarstellung: Tränen vergießen müssen die Ärzte in Deutschland ob ihrer Honorierung natürlich nicht. Selbst Allgemeinärzte räumen ein, dass ihr Verdienst an sich schon in Ordnung wäre - wenn Einkommen und Zeitaufwand in einem vernünftigen Verhältnis stünden. Doch genau an diesem Punkt hakt es: Das Honorarsystem für Ärzte ist so ausgelegt, dass viel Geld in die Apparate-Medizin fließt - der Kernspintomograf muss schließlich bezahlt werden -, aber für Gespräche, Hausbesuche und überhaupt für Zwischenmenschliches zwischen Arzt und Patient nur wenig bezahlt wird. Bislang hat dieses System der Missachtung der weichen ärztlichen Aufgaben gut funktioniert - es fanden sich ja genügend Interessenten, die eine Praxis übernehmen wollten. Doch wenn in ländlichen Gegenden der Weg zum nächsten Hausarzt künftig nicht länger sein soll als der zum Orthopäden, dann sollte alsbald darüber nachgedacht werden, was Patienten wirklich brauchen und wie es honoriert wird.

Pressekontakt:

Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de

Original-Content von: Schwäbische Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Schwäbische Zeitung
Weitere Storys: Schwäbische Zeitung
  • 15.08.2013 – 21:15

    Schwäbische Zeitung: Kommentar zum Wahlkampf - Trügerische Ruhe

    Ravensburg (ots) - Stell Dir vor, es ist Wahlkampf und es wird nicht gestritten. Zumindest nicht über das wichtigste Thema, Europa. Demnächst wird ein neues Hilfspaket für Griechenland fällig und vielleicht sogar ein Schuldenschnitt. Doch über die Rezepte für Europa redet keiner. Das hat gute Gründe. Die Materie ist kompliziert, viele Wähler schalten sehr schnell ab und zurück bleibt das Grundgefühl, dass Angela ...

  • 15.08.2013 – 21:15

    Schwäbische Zeitung: Kommentar zu Ägypten - Es brennen wieder die Kirchen

    Ravensburg (ots) - Eine mit brutaler Rücksichtslosigkeit agierende Staatsmacht auf der einen Seite - gewalttätige, fanatisierte Islamisten auf der anderen. So lassen sich grob die Konfrontationslinien in der ägyptischen Tragödie skizzieren. Die Welt wirkt ratlos, hilflos, schaut mehr oder weniger schockiert oder gleichgültig zu. Dass zwischen diesen Fronten die ...

  • 15.08.2013 – 21:15

    Schwäbische Zeitung: Kommentar zu Studiengebühren - Gerecht ist nicht gleich gerecht

    Ravensburg (ots) - Die Edith macht den Horst. Wahlkampf eben und manchmal doch überraschend. Edith Sitzmann (Grüne) plädiert für Studiengebühren für nicht-europäische Studenten, so wie Horst Seehofer (CSU) von den ausländischen Autofahrern Maut kassieren will. Sitzmann begründet ihren Vorstoß damit, dass vor allem Studenten aus dem asiatischen Raum reiche ...