Alle Storys
Folgen
Keine Story von Schwäbische Zeitung mehr verpassen.

Schwäbische Zeitung

Schwäbische Zeitung: Leidtragende sind die Bauern - Kommentar

Leutkirch (ots)

Die Regierung hat berechtigte Angst, die Bauern vor den Kopf zu stoßen, wenn diese künftig Ferkel nur noch unter Narkose kastrieren dürfen. Der Vorstoß, der vordergründig ein Akt von plumpem Lobbyismus zu sein scheint, offenbart in Wahrheit ein Problem, das viel tiefer liegt: Im Streit um die richtige Produktion von Nahrungsmitteln passt vieles nicht zusammen.

Der Verbraucher will Fleisch, und zwar billiges und immer noch billigeres. Die meisten Konsumenten treffen ihre Kaufentscheidung in diesem Bereich ausschließlich über den Preis. Der billigste Anbieter gewinnt - und zwar so gut wie immer. Auf der anderen Seite erhöhen sich die Ansprüche der Gesellschaft an die das Fleisch produzierenden Landwirte mehr und mehr. Dazu gehören die Forderungen nach größeren Ställen und immer strengeren Hygienevorschriften genauso wie das Narkosegebot bei Kastrationen. Die Bereitschaft, für Fleisch mehr zu zahlen, geht mit diesen Anforderungen aber nicht einher: Bauern sollen unter für sie immer schwierigeren Bedingungen produzieren - aber ihre aufwendig hergestellten Produkte weiter so billig wie nur irgendwie möglich anbieten. Das ist nicht möglich.

Wenn die überwiegende Zahl der Verbraucher billige Schnitzel möchte und solange die Bereitschaft nicht steigt, für hochwertige Lebensmittel einen angemessenen Preis zu zahlen, so lange muss man akzeptieren, dass Schweine nur Produktionsfaktoren sind: Tiere, die man benutzt, um Fleisch und Wurst herzustellen.

Wer aber die Forderung erhebt, dass jedem Schlachtschwein ein artgerechtes Leben jenseits der üblichen Stallbuchten zugestanden werden muss, hat zu akzeptieren, dass ein Schnitzel zehn Euro kosten wird. Für viele ärmere Familien bedeutet das, dass sie in den Sommermonaten vielleicht nur noch jede dritte Woche grillen könnten. Wer beides fordert - vollkommenen Tierschutz und billiges Fleisch -, argumentiert scheinheilig. Die Leidtragenden sind die Bauern: Sie können nicht beide Ansprüche erfüllen - jedenfalls nicht auf einmal.

Pressekontakt:

Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 07561-80 100
redaktion@schwaebische-zeitung.de

Original-Content von: Schwäbische Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Schwäbische Zeitung
Weitere Storys: Schwäbische Zeitung
  • 25.05.2012 – 21:29

    Schwäbische Zeitung: Riskante Geschäfte - Kommentar

    Leutkirch (ots) - Wieder keine Entscheidung: Den verbliebenen Schlecker-Mitarbeitern wird allerhand Geduld abverlangt - den Gläubigern aber auch. Sie haben zwar in der Hand, ob ein Investor die Drogeriekette weiterführt oder ob sie zerschlagen wird. Doch welche Variante ist schon ein Garant für langfristigen Erfolg? Es ist auch für die Gläubiger riskant: Es steht viel Geld auf dem Spiel und in Folge auch ...

  • 24.05.2012 – 21:09

    Schwäbische Zeitung: Angela Merkel ist sehr lebendig - Leitartikel

    Leutkirch (ots) - Angela Merkel wird sich dieser Tage manchmal wundern, was so alles über sie geschrieben wird. Dass sie wanke, schwer angeschlagen sei, keinen Rückhalt mehr genieße, dass sie Umweltminister Norbert Röttgen kalt abserviert habe, dass ihr der französische Präsident an den Gipfeltreffen in Camp David, Chicago und Brüssel auf der Nase herumgetanzt ...

  • 23.05.2012 – 21:10

    Schwäbische Zeitung: Das Waffenrecht ist streng genug - Leitartikel

    Leutkirch (ots) - Sobald es in Deutschland Zwischenfälle mit Schusswaffen gibt, tritt ein Automatismus in Kraft. Er gipfelt in der Forderung, solche Gerätschaften in privater Hand am besten ganz zu verbieten. Längst stehen Sportschützen oder Jäger unter ständigem Rechtfertigungszwang. Schützenvereine mit uralten Traditionen werden infrage gestellt. Warum ...