Polizeipräsidium Mittelfranken
POL-MFR: (137) Spektakuläre Überfälle vorgetäuscht
Nürnberg (ots)
Immer wieder werden aufsehenerregende Gewaltverbrechen vorgetäuscht, um Angehörige zu schützen oder von eigenem Fehlverhalten abzulenken. Etwa jeder fünfte Überfall ist vorgetäuscht.
Drei solche Fälle wurden in den letzten Tagen angezeigt, was zum Teil zu umfangreicher Berichterstattung in den Medien führte. Sicherlich wurde dadurch auch das subjektive Sicherheitsgefühl der Bevölkerung massiv beeinflusst. Ängste kamen auf, die nach Klärung des wahren Sachverhaltes völlig unbegründet waren.
Am 16.01.2008 gab ein 40-jähriger Nürnberger an, er sei gegen 00.30 Uhr am Aufseßplatz in Höhe des U-Bahnabganges von zwei unbekannten Männern überfallen und mit mehreren Messerstichen an den Beinen und am Oberkörper verletzt worden, was einen stationären Krankenhausaufenthalt erforderte. Aus der nahe gelegenen Wohnung seiner Freundin ließ er die Polizei alarmieren. Tatsächlich wurde der Mann von seiner 46-jährigen Freundin im Verlauf eines Streits in deren Wohnung gestochen. Beide waren alkoholisiert. Aufgeflogen ist die Sache, weil sich das Pärchen am 22.01.2008 erneut in der Wohnung stritt. Beide waren wieder betrunken. Es kam wieder zu Tätlichkeiten zwischen beiden. Nach seiner Ausnüchterung wurde der 40-Jährige noch einmal zu dem Überfall vom 16.01.2008 befragt. Er gab zu, dass die Tat vorgetäuscht war und er von seiner Freundin gestochen wurde. Er wollte sie mit seiner Falschaussage vor Strafe schützen. Wegen des Vorfalls am 16.01.2008 wurde von der Staatsanwaltschaft beim Landgericht Nürnberg/Fürth gegen die Frau Antrag auf Erlass eines Haftbefehls wegen gefährlicher Körperverletzung gestellt. Der Ermittlungsrichter ordnete Untersuchungshaft an. Außerdem wird gegen den Mann wegen Strafvereitelung und falscher Verdächtigung Anzeige erstattet.
Einen weiteren angeblichen Überfall schilderte ein 52-jähriger Kurierfahrer. Er gab an, dass er nach dem Besuch eines 22-jährigen Bekannten nachts um 03.00 Uhr dessen Wohnung im Stadtteil St. Leonhard verlassen habe. Auf dem Weg zu seinem Klein-Lkw sei er von zwei Unbekannten mit Messern bedroht worden - die Männer forderten sein Geld. Mit 800 Euro Beute sei das Duo geflüchtet. Bei der Vernehmung durch den Kriminaldauerdienst gab der 22-Jährige zu, dass alles nur vorgetäuscht war - er wollte seinem Freund einen Gefallen tun. Tatsächlich hatte der 52-Jährige, der der Spielsucht verfallen ist und deshalb hohe Schulden hat, auch an diesem Abend mehrere hundert Euro verzockt. Darunter befanden sich auch 300 Euro Firmengeld, das er am nächsten Morgen bei seinem Chef hätte abrechnen müssen.
Gegen den geständigen Kurierfahrer wurde ebenfalls ein Ermittlungsverfahren wegen Vortäuschens einer Straftat und wegen Unterschlagung eingeleitet.
Selbst ein 13-jähriger Schüler aus der Nürnberger Nordstadt täuschte einen Raubüberfall auf seinem Schulweg vor. Angeblich wurde er von zwei Jugendlichen, die er genau beschrieb, auf der Straße überfallen. Seinen Worten zufolge wurde ihm der Rucksack vom Rücken gerissen. Bei einer erneuten umfassenden Befragung stellte sich schließlich heraus, dass der Junge lediglich keine Lust hatte, zur Schule zu gehen und deshalb den Raub vortäuschte. Das Jugendamt wurde von dem Vorfall unterrichtet.
Die Polizei weist darauf hin, dass solche Straftaten mit allem Nachdruck verfolgt werden. Bei Vortäuschung ist nicht nur mit einem Strafverfahren zu rechnen, sondern es werden auch die anfallenden Kosten in Rechnung gestellt.
Peter Grösch/n
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