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Börsen-Zeitung: Tiefer Sturz, Kommentar zum Markt für Übernahmen von Walther Becker

Frankfurt (ots)

Finanzierungsbedingungen? So glänzend wie nie. Börsenbewertungen? Ambitioniert, aber nicht zu hoch. Private Equity? Extrem tiefe Taschen. Wachstumsaussichten? Operativ schwierig. Industriekonsolidierung? Absolut notwendig in zahlreichen Branchen. Die Treiber für Fusionen und Übernahmen, zu denen auch der Druck von Seiten der Aktionärsaktivisten zählt, sind großteils intakt. Doch hapert es vor allem an "Boardroom Confidence", der Zuversicht der Führungsriege, wenn es darum geht, Unternehmen mit Zukäufen zu vergrößern oder über Spin-offs zu konzentrieren.

Das hat für jeden einsehbare Gründe, die allerdings Investmentbanker als M&A-Berater aus Eigeninteresse gerne herunterspielen: Das Makroumfeld ist deutlich weniger stabil als vor wenigen Jahren. Steht China vor einer harten Landung? Wie schlecht ist es um die US-Wirtschaft bestellt, wenn der Präsident noch stärkere Zinssenkungen fordert? Von der Politik gehen zahlreiche negative Signale aus, auch in Europa, der Protektionismus ist auf dem Vormarsch und das Säbelrasseln nimmt allenthalben zu. Dazu kommt die regulatorische Ungewissheit: Die Unsicherheit darüber, ob Übernahmen überhaupt zum Abschluss kommen, mit welchen Zugeständnissen sie erkauft werden müssen und vor allem: wie lange das dauert. Bayer/Monsanto oder Linde/Praxair belegen dies schlagend.

Neben den strenger als früher agierenden Kartellwächtern in Brüssel spielen dabei auch weitgehend unberechenbare Interventionen der US-Behörden für Auslandsinvestitionen eine Rolle, aber auch das deutsche Außenwirtschaftsgesetz. All dies fördert nicht gerade die Bereitschaft von Vorständen und Aufsichtsräten, sich auf große Deals einzulassen.

In Deutschland kommt hinzu, dass der - voreilig ausgerufene - Trend zur Übernahme börsennotierter Unternehmen durch Private Equity sich schon wieder erledigt. Scout24, Metro und wie es aussieht auch Osram gehen wohl nicht an Finanzinvestoren. Und aus dem größeren Mittelstand machen sich größere M&A-Deals rar. Nicht geändert hat sich über die Jahre, dass potenzielle Übernahmeziele knapp sind.

Sicher bieten sich auch positive Perspektiven am Markt - etwa die große Siemens-Spaltung im nächsten Jahr, der aus der Not geborene Verkauf der Aufzugsparte von Thyssenkrupp oder die sich abzeichnenden Spin-offs in der Autoindustrie - nach der aus Investorensicht nicht gerade erfolgreichen Abspaltung der VW-Lkw-Sparte Traton. Das reicht aber nicht, dem tief gestürzten M&A-Markt auf die Beine zu helfen.

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