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Christliche Minderheiten unter Druck: Glaubensfreiheit weiter auf dem Rückzug

Christliche Minderheiten unter Druck:

  • Glaubensfreiheit in vielen Ländern weiter auf dem Rückzug
  • Schwierige Lage für Christliche Gläubige vor allem im Nahen Osten
  • Trotz „werteorientierter Außenpolitik“: Kein besonderes Engagement zugunsten bedrängter Christen zu erwarten

Auch dieses Jahr werden viele Menschen christlichen Glaubens weltweit das Weihnachtsfest unter schwierigsten Bedingungen begehen. „In Ländern ohne wirkliche Glaubensfreiheit, wie Nordkorea, Iran oder China, leiden die Menschen wegen der andauernden staatlichen Willkür und Verfolgung. Millionen werden das urchristliche Fest nur im Untergrund, heimlich, feiern können“, berichtet Dr. Kamal Sido, Referent für ethnische und religiöse Minderheiten bei der Gesellschaft für bedrohte Völker am heutigen Mittwoch in Göttingen. „Im Nahen Osten, in der Wiege der Christenheit, und vielen anderen islamisch geprägten Ländern, genießen Christen weiterhin keinen wirklichen Schutz und kaum Freiheiten.“ Denn der radikale Islam befinde sich immer noch auf dem Vormarsch. Christliche Gemeinden im Nahen Osten stellten heute eine verschwindende Minderheit dar.

Im Iran sollen etwa 800.000 Christen leben. Vor allem Konvertierte verfolgt das islamistische Regime brutal. Diese Gruppe wird im Gegensatz zu den alteingesessenen christlichen, armenischen oder assyrisch/chaldäisch/aramäischen Minderheiten nicht als religiöse Minderheit anerkannt. Konvertiten stehen unter ständiger Beobachtung der Geheimdienste. Sie können jederzeit verhaftet oder sogar getötet werden.

Auch im Irak bleibt die Lage der schwindenden christlichen Minderheit gefährlich. Vor einigen Jahren zählte sie noch etwa zwei Millionen, heute nur noch bei ungefähr 150.000. Die allermeisten von ihnen leben in Irakisch-Kurdistan, im Norden des Landes. Die meisten anderen sind vor der Bedrohung durch radikale Islamisten, insbesondere den sogenannten „Islamischen Staat“ (IS) geflüchtet. Auch Perspektivlosigkeit aufgrund von Korruption und der schlechter werdenden wirtschaftlichen Lage führen zu Auswanderung.

Christliche Gläubige in Syrien sind besonders vom dort herrschenden Stellvertreterkrieg betroffen: Sie sind Verfolgung durch den IS und andere islamistischen Milizen ausgesetzt und können daher nur noch in Gebieten leben, die vom Assad-Regime oder von kurdischen Kräften kontrolliert werden. Aus Regionen, die vom NATO-Mitglied Türkei und ihren islamistischen Milizen kontrolliert werden, mussten Angehörige der christlichen, yezidischen und alevitischen Minderheiten fliehen. Währenddessen herrscht in türkisch besetzten Gebieten wie in Afrin eine Art Scharia-Recht. Besonders syrische Frauen leiden unter dieser strengen islamistischen Ordnung.

Ähnlich steht es um die kleine christliche Gemeinde in der Türkei selbst: Wie die zahlenmäßig große alevitische Minderheit leidet sie unter der islamistischen Regierung Erdogans.

Das uralte christliche Volk der Armenier ist weiterhin in seiner Existenz bedroht. Infolge der aserbaidschanischen Angriffe 2020, maßgeblich von der Türkei und syrischen Islamisten getragen, flüchteten etwa 90.000 Menschen. Auch nach Ende der Angriffe sind noch 30.000 Menschen auf der Flucht.

„Auch, wenn die neue deutsche Bundesregierung von einer werteorientierten Außenpolitik spricht, erwarte ich keine neue Politik zugunsten bedrängter Christen im Nahen Osten. Der Einsatz für diese Minderheiten ist der deutschen Politik anscheinend einfach nicht wichtig genug“, befürchtet Sido.

Sie erreichen Dr. Kamal Sido unter k.sido@gfbv.de oder 0173/6733980.

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