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Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)

Tag des Tropenwaldes (14.9.): In freiwilliger Isolation lebende Völker müssen geschützt werden

Anlässlich des Tages des Tropenwaldes am 14. September fordert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) eindringlich den umfassenden Schutz in freiwilliger Isolation lebender Indigener Völker in Südamerika. „Die Tropenwälder sind nicht nur essenzielle Klimaschützer und Biodiversitätshotspots, sondern auch Schutzorte von Gemeinschaften mit einzigartigen Kulturen, die nicht in Kontakt mit der Mehrheitsgesellschaft stehen“, erklärte Jan Königshausen, Referent für Indigene Völker bei der GfbV heute in Göttingen. „Wenn wir diese letzten in Isolation lebenden Völker nicht schützen, verlieren wir unwiederbringlich ganze Lebenswelten.“

In freiwilliger Isolation lebende Völker werden oft als „unkontaktiert“ bezeichnet, da sie Kontakt mit der Mehrheitsgesellschaft meiden und sich in schwer zugängliche Waldgebiete zurückgezogen haben. Dies geschieht meist als Folge von Vertreibung, Missionierungsversuchen oder Gewalt. „Die Bezeichnung als ‚unkontaktiert‘ ist problematisch, da die negativen Auswirkungen bisheriger Kontakte und die Gefahren erneuter Kontaktversuche nicht korrekt dargestellt werden“, sagt Königshausen.

„Ohne die rechtliche Absicherung von Schutzgebieten sind in freiwilliger Isolation lebende Völker extrem bedroht durch Krankheiten, Gewalt und Landkonflikte. Diese Bedrohungen werden wiederum durch Abholzung, illegalen Bergbau, Drogenhandel und großangelegte Infrastrukturprojekte ausgelöst“, erklärt Königshausen. Erst vergangene Woche, am 5. September 2025, lehnte der peruanische Kongress die Einrichtung des lang geplanten Yavari Mirim Indigenous Reserve ab – einem Schutzgebiet von 1,17 Millionen Hektar (entspricht etwa der Größe Gambias), das fünf in Isolation lebenden Völkern (Matses, Matis, Korubo, Kulina-Pano, Flecheiro/Tavakina) im Amazonasgebiet Schutz bieten sollte. Die Entscheidung löste Empörung bei indigenen Organisationen und Menschenrechtsgruppen aus, da sie die Existenz dieser Gemeinschaften in ihrer jetzigen Form weiter gefährdet. „Das ist ein fatales Signal“, so Königshausen. „Peru kommt damit seiner Verantwortung nicht nach, sowohl die Rechte der indigenen Gemeinschaften als auch den Schutz des global bedeutsamen Regenwaldes sicherzustellen.“

Die Bedrohungen für in freiwilliger Isolation lebende Völker sind nicht auf Peru beschränkt. Auch in Brasilien und Bolivien behindern einflussreiche wirtschaftliche Interessen und das mangelnde öffentliche Bewusstsein die Einrichtung von Schutzreservaten. „Die Schutzrechte Indigener Völker werden zunehmend ausgehöhlt, während die Interessen von Holz- und Rohstofflobbys Vorrang erhalten. Auch die wieder zunehmenden Missionierungsversuche von christlich-fundamentalistischen Gruppen wie New Tribes/Ethno360 sind eine große Gefahr für die Gemeinschaften“, warnt Königshausen.

Die GfbV fordert Peru zum umfassenden Schutz der Lebensräume aller in Isolation lebender Völker auf. „Es muss verhindert werden, dass diese Gemeinschaften gegen ihren Willen mit Außenstehenden in Kontakt treten müssen – jeder Kontakt muss von ihnen selbst ausgehen“, so Königshausen. Dringend notwendig seien ein sofortiger Stopp industrieller Ausbeutung in ihren Gebieten, die rechtliche Sicherung bestehender und geplanter Schutzgebiete – wie im Fall des Yavari Mirim Reserve in Peru – sowie eine deutliche Verstärkung staatlicher Schutzmaßnahmen. „Der Schutz der Tropenwälder ist nicht nur Klima- und Artenschutz – er ist zugleich Schutz der verletzlichsten Völker der Erde“, betont Königshausen.

Sie erreichen Jan Königshausen unter j.koenigshausen@gfbv.de oder 0551/49906-14.

Gesellschaft für bedrohte Völker
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