Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
Tag des Amazonas (5.9.): Massenhaft Entwaldung und die EU verschließt die Augen
Zum Tag des Amazonas am 5. September ruft die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) die Bundesregierung sowie EU-Kommission dazu auf, die Rechte Indigener Völker im Amazonasgebiet zu achten und die fortschreitende Entwaldung zu stoppen. „Europa muss seine globale Verantwortung ernst nehmen und den Import von Produkten unterbinden, für die Regenwald gerodet oder abgebrannt wurde“, forderte Jan Königshausen, GfbV-Referent für Indigene Völker, am heutigen Donnerstag in Berlin. „Indigene Völker überall im Amazonas sind existenziell bedroht. Ihnen wird buchstäblich der Lebensraum genommen, damit wir in Europa billige Agrar-Produkte bekommen.“
Die EU-Verordnung für entwaldungsfreie Produkte (EUDR), die zum Ende des Jahres endlich in Kraft treten soll, greife hier zu kurz: „In allen Amazonas-Staaten wie Brasilien, Bolivien, Peru oder Ecuador gibt es massive legale und illegale Entwaldung. Die EU-Kommission stuft jedoch keinen dieser Staaten als Hoch-Risiko-Land im Sinne der Verordnung ein. In Brüssel verschließt man offenbar die Augen vor den tatsächlich immensen Rodungen in diesen Ländern“, erklärte Königshausen.
Eine geringere Risikoeinstufung begrenzt die Sorgfaltspflichten für Unternehmen und die Kontrollen durch Behörden. Die EUDR soll eigentlich dafür sorgen, dass Rinder, Kakao, Kaffee, Palmöl, Kautschuk, Soja, Holz und deren Erzeugnisse nur noch in die EU importiert werden, wenn dafür nach 2020 keine Wälder gerodet wurden. Mit den aktuellen Einschränkungen und Plänen der deutschen Regierungskoalition, sie weiter zu verwässern, werde die Verordnung ihr Ziel verfehlen und keinen nennenswerten Beitrag zum Schutz des Amazonas leisten.
„Gleichzeitig möchte die EU schließlich den Import billiger Agrar-Produkte aus Südamerika erleichtern und treibt das geplante Handelsabkommen mit dem Mercosur-Block weiter voran“, erinnerte Königshausen. „Dieses Abkommen wird die Ausbeutung des Amazonas mit allen legalen und illegalen Mitteln noch profitabler machen. Sie wird sich zum Schaden des Regenwaldes und seiner indigenen Bewohner ausweiten.“
„Die Bundesregierung darf das Handelsabkommen nur ratifizieren, wenn darin der Schutz der Regenwälder und die Rechte der Indigenen Völker angemessen garantiert werden. Um irreversible Schäden an einem der wichtigsten Ökosysteme der Erde zu verhindern, müssen die lokalen Gemeinschaften und legitime Vertretende Indigener Völker stärker in Entwicklungen eingebunden und die Compliance europäischer Unternehmen stärker kontrolliert werden. Ein erster Schritt wäre die realistische Neubewertung des Entwaldungsrisikos, das in Brasilien, Bolivien, Peru und anderen Amazonas-Staaten ganz offensichtlich sehr hoch ist“, so Königshausen.
Sie erreichen Jan Königshausen unter j.koenigshausen@gfbv.de oder 0551/49906-14.
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