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Waldorfschulen positionieren sich im politischen Bildungsdiskurs

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Urteilskraft statt Neutralitätsfalle

Waldorfschulen positionieren sich im politischen Bildungsdiskurs

Stuttgart/Berlin, 21. Mai 2025 (NA): Wie viel Haltung dürfen Lehrkräfte zeigen? Und wo endet Neutralität in der Schule? Vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen, Wahlkampfdebatten und der verfassungsrechtlichen Einstufung der AfD als „gesichert rechtsextremistisch“ betonen die Freien Waldorfschulen die Verantwortung von Schule, junge Menschen zur eigenständigen Urteilsbildung zu befähigen – auf Grundlage der Menschenwürde und der unveräußerlichen Menschenrechte.

Zwischen Neutralitätsgebot und Bildungsauftrag

Der Beutelsbacher Konsens, entstanden in Reaktion auf die gesellschaftlichen Umbrüche der 1960er-Jahre, legt fest: Politische Bildung in der Schule soll kontroverse Themen multiperspektivisch behandeln, ohne Schülerinnen und Schüler zu überfordern oder zu indoktrinieren. In der Praxis führt dies jedoch häufig zu einer übervorsichtigen Zurückhaltung – aus Sorge, das sogenannte Neutralitätsgebot zu verletzen.

„Diese Passivität widerspricht dem pädagogischen Auftrag, junge Menschen zu selbstständigem Denken zu befähigen“, betont Prof. Albrecht Hüttig, Dozent für Gesellschaftswissenschaften, Geschichte und (Oberstufen-)Pädagogik an der Freien Hochschule Stuttgart. Er plädiert dafür, den Konsens um eine klare Bezugnahme auf die Menschenrechte zu ergänzen: „Wer Positionen vertritt, die die Würde des Menschen antasten oder Grundrechte infrage stellen, verlässt den Boden demokratischer Debatten. Hier endet jede Form von Neutralität.“

Haltung zeigen, Urteilskraft stärken

Waldorfschulen verstehen Bildung ganzheitlich. Die Entfaltung individueller Potenziale, die Förderung von Gemeinschaftssinn und die Entwicklung von Wertebewusstsein sind zentrale Ziele. Politische Bildung kann und darf dabei nicht in vermeintlicher Neutralität verharren. Entscheidend ist, junge Menschen zu befähigen, Aussagen einzuordnen: Handelt es sich um belegbare Fakten oder um ideologisch gefärbte Meinungen? Werden Menschenrechte gewahrt – oder verletzt?

Politische Haltungen von Lehrkräften dürfen sichtbar sein, solange deutlich wird: Schüler:innen müssen diese nicht übernehmen. Eine Ausnahme bildet jedoch das allgemeingültige Ideal der Menschenwürde. Es ist nicht verhandelbar und verlangt aktive pädagogische Positionierung.

Aktualisierte Handreichung und Podcastfolge

Um Lehrkräfte bei dieser Aufgabe zu unterstützen, veröffentlicht der Bund der Freien Waldorfschulen eine aktualisierte Handreichung mit dem Titel: „Neutralitätsgebot und Bildungsauftrag“, ergänzt um den Bezug auf die Menschenrechte. Die Publikation steht ab sofort online zur Verfügung: waldorfschule.de/beratung-kontakt/schulen-gegen-politischen-extremismus/neutralitaetsgebot-und-bildungsauftrag.

In der aktuellen Folge der Podcast-Reihe „Waldorf-Perspektiven“ (Episode 28, 13.05.2025) spricht Prof. Hüttig mit dem Journalisten Yampier Aguiar Durañona über konkrete Herausforderungen im Schulalltag – und gibt praktische Tipps für Lehrkräfte, Eltern und Schulgemeinschaften.

Beratung und Unterstützung

Bereits seit 2023 bietet der Bund der Freien Waldorfschulen eine Anlaufstelle diskriminierungsfreie Schule an. In Kooperation mit externen Beratungsstellen erhalten Mitglieder der Schulgemeinschaft hier Unterstützung bei Fragen zu politischem Extremismus, Diskriminierung und schulischer Haltung. Weitere Informationen: waldorfschule.de/beratung-kontakt/schulen-gegen-politischen-extremismus.

Bund der Freien Waldorfschulen e.V.

Die derzeit 256 Waldorfschulen in Deutschland sind im Bund der Freien Waldorfschulen e. V. mit Sitz in Stuttgart organisiert. Die erste Waldorfschule wurde 1919 in Stuttgart gegründet. Aktuell besuchen mehr als 90.500 Schüler:innen eine Waldorfschule in Deutschland. Mehr unter waldorfschule.de.

Kontakt: Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Bund der Freien Waldorfschulen e.V., pr@waldorfschule.de.

Nele Auschra
Vorstand Bund der Freien Waldorfschulen e.V.
Öffentlichkeitsarbeit | Kommunikation
Potsdamer Straße 86
10785 Berlin
Tel.: +49 (0)30.5771 1334-0
E-Mail:  auschra@waldorfschule.de
 waldorfschule.de