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Von Religion, Wissenschaft und Politik

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Als ich nach meinem kürzlichen Sommerurlaub nichtsahnend die Nachrichten der vergangenen Tage durchforstet habe, wusste ich nicht recht, ob ich den Kopf schütteln oder laut "Ich hab' es euch doch gesagt!" schreien soll. Warum? Nun - lassen Sie mich erklären.

Ein zentrales Thema meiner Buchreihe sind die großen Fragen: "Was ist denn nun eigentlich Religion? Und wie kann es sein, dass Atheismus und Glauben in der gleichen Welt existieren, die gleichen Dinge beschreiben - und doch so unterschiedliche Worte dafür verwenden?"

Eine erste, schlüssige Erklärung konnte ich für mich selbst entwickeln, als wir in der Schule die Ringparabel auswendig lernen mussten. Eine Aufgabe, die ich zunächst (wie bei fast allem, was man auswendig lernen musste) eher frustrierend fand. Doch als ich den Text dann (ob aus Interesse oder Langeweile weiß ich nicht mehr) näher durchdacht habe, machte es bei mir einmal "klick" und mir war klar, was er uns zeigen sollte: Keiner der drei Ringe in der Ringparabel konnte das Original sein! Keine der drei symbolhaft dargestellten Religionen (Judentum, Christentum und Islam) kann die einzige Wahrheit kennen! Alle drei von ihnen sind nur Abbilder einer ursprünglichen Wahrheit! Alle drei Ringe sind ununterscheidbare Kopien eines verlorenen Originals.

Diese Interpretation habe ich über die Jahre für mich weiterentwickelt und inzwischen auch auf den Atheismus oder generell alles per Wissenschaft erlangte Wissen erweitert. Denn, ob Religion oder Wissenschaft ... alle diese sind nur verschiedene Wege, die gleiche Welt begreifbar zu machen. Sie sind aber nicht dasselbe wie die Welt an sich! Sie sind alle nicht die absolute Wahrheit, sondern nur ein Modell dieser. Ein Modell mit dem Zweck, das Unbegreifbare in Metaphern zu hüllen. In Worte, Gleichungen oder Bilder. So lange, bis sich eine bessere Erklärung finden lässt. Wie komme ich jedoch ausgerechnet heute auf dieses Thema?

Dazu möchte ich aus dem zweiten Buch meiner Reihe "Schatz der Welten" (Norskoms Rache" - Seite 208f.) zitieren:

"Wenn ein Feldherr seine Soldaten einen will, dann zwängt er sie unter ein Dach der Moral. Und diese lässt sich gut unter dem Deckmantel eines gemeinsam verhassten Feindes oder der Angst vor einer übernatürlichen Strafe formulieren"

Diese Zeilen sind vor langer Zeit entstanden und haben durch jüngste Ereignisse nun das absolute Paradebeispiel zur Untermauerung erhalten. Denn, wie anders sollen die beinahe zeitgleichen, gottlobenden Äußerungen der politischen Führung der USA, von Israel und des Iran einzuordnen sein? Wie anders sollen sie zu interpretieren sein, als dass jede dieser Mächte vorgibt, den einzig wahren Ring in Händen zu halten, und dies als Rechtfertigung für ihre Taten nutzt, um die weniger mächtigen gegeneinander aufzustacheln?

Soweit der Rückblick auf das, was mir in den Augenblicken durch den Kopf flog, als ich die Nachrichten gesehen habe.

Sekunden später huschte mein Kopfkino aber schon weiter. Weiter zu dem inneren Konflikt, vor dem man als Autor stehen kann: Soll ich mich freuen, mit meinen Aussagen recht zu behalten? Soll ich meine Voraussicht preisen? Soll ich sagen: "Ich hab' es euch doch gesagt"? - Oder soll ich mich doch lieber hinstellen und mahnen: "Nun seht, lernt und handelt besser!"

Und hier möchte ich auf mein, aktuell kurz vor der Vollendung stehendes, drittes Buch der Reihe "Schatz der Welten" verweisen, in dem die Protagonisten eines lernen müssen: Die Macht der Götter ist nicht unbezwingbar. Sie gilt nur insoweit, wie man daran glaubt. Gleiches gilt aus meiner Sicht für das Joch der fanatischen Kriegsrhetorik, die das Pulverfass im Nahen Osten am Leben hält. Aus ihr auszubrechen, ist nur möglich, wenn man ihre Absurdität enttarnt. Ein Bewusstsein für die Extrempositionen schafft. Ein Bewusstsein dafür, dass die Wahrheit irgendwo dazwischen liegt. Und sich klar macht: Es sind nicht diejenigen Feinde, die aufeinandergehetzt werden, sondern diejenigen, die das Aufhetzen zu verantworten haben.

Solche Themen sind natürlich immer ein Tanz auf Messers Schneide. Denn egal, wie differenziert man sich auszudrücken versucht, so fühlt sich immer irgendwer angegriffen. Diese Worte haben nicht zum Ziel, Religion per-se zu diffamieren. Hier ist eine klare Grenze zwischen dem Glauben und den Mächten, die den Glauben instrumentalisieren, zu ziehen. Diese Grenze versuche ich, in meiner Buchreihe möglichst bildhaft deutlich zu machen. Denn auf dieser künstlich geschaffenen Leinwand gibt es genau eine Gefahr nicht: jemandem auf den Schlips zu treten.

Mit meinen Worten möchte ich einerseits: niemanden entmutigen. Andererseits: keinem weismachen, dass Frieden durch bloße Beendigung von Krieg erreichbar wäre. Nachhaltiger Frieden ist weit komplexer. Mal ganz abgesehen davon, dass sich alle beteiligten Parteien zeitgleich über den Frieden einig werden müssen, erfordert er nicht nur die Freiheit von Gewalt, sondern auch eine stabile, gerechte und vor allem von konfliktnährender Ungleichheit freie Gesellschaft. Dies zu erreichen, ist eine langwierige und unsagbar schwierige Aufgabe ... und ein Thema, mit dem ich mich erst kürzlich in einer kleinen Geschichte befasst habe (https://youtu.be/hEUOlfPir38).

Vielleicht helfen diese Gedankenanstöße aus meinen Werken eines Tages dem richtigen Leser, eine Idee von der Weltformel für Frieden zu entwickeln - doch ich ahne, dass dies nur Wunschdenken bleiben wird.

Herzliche Grüße

Joachim Schiller, Softwareentwickler und Autor

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